Renaissance

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theresia626 Avatar

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"_Die Abenteuer um den Mann mit der flachen Mütze“ hat Dr. John Watson immer aufs Papier gebracht und nur den einen, den sensationellsten und spektakulärsten Fall konnte er seinerzeit unmöglich erzählen. Viele Jahre sind vergangen und erst jetzt wagt er es, seine Erinnerungen aufzuschreiben und sollte seine Gesundheit die Vollendung zulassen, dann wird das Manuskript versiegelt und in einem Schließfach in einem Tresor für die nächsten 100 Jahre aufbewahrt. Dann darf die Menschheit von diesem ungeheuerlichen Skandal erfahren, der die damals höchsten Kreise des Landes erschüttert hätte. Was für eine tolle Idee, den Fall so ins 21. Jahrhundert zu katapultieren. Doch ganz kurz zur weiteren Geschichte, die so beginnt wie jeder neue Sherlock Holmes Fall beginnen muß: Ein Klient sucht Rat._

_Edmund Carstairs, ein vermögender Galerist aus Wimbledon, kommt völlig überraschend und ohne Anmeldung zu Sherlock Holmes. Der sitzt gerade mit seinem langjährigen Freund und Biographen Dr. John Watson gemütlich bei einer Tasse Tee und zeigt ihm wieder einmal, wie er mit wenigen Anhaltspunkten umwerfende Rückschlüsse ziehen kann. Carstairs fühlt sich von einem Mann in einem langen Gehrock mit gepolsterten Schultern und einer Schiebermütze, vermutlich einem Amerikaner, beobachtet und verfolgt und fürchtet um sein Leben. Vor einem Jahr war er geschäftlich in Amerika gewesen. Die Geschichte, die er Holmes erzählt, ist zwar höchstinteressant, jedoch sieht dieser keinen Grund, aktiv zu werden. Sein erster Fehler? Das ist der eine Teil des Romans, der andere beginnt mit der Beauftragung einer Horde_ _zerlumpter und schmuddeliger Jungs, den Irregulären. Sie sollen den ominösen Mann mit der Schiebermütze und einer frischen Narbe auf der rechten Wange ausfindig machen. Wenig später geschieht der erste Mord und kurz darauf ein noch abscheulicherer und grausamerer und Holmes kann die Schuld, die er auf sich geladen hat, sich nicht verzeihen. Das Opfer trug am Handgelenk ein weißes Band. „Es handelt sich um Seide von guter Qualität, ... eine Art Zeichen. Das House of Silk!“(S. 120) Er beginnt an sich zu zweifeln, hatte er doch vor einigen Wochen auch ein weißes Band erhalten und selbst sein Bruder Mycroft hatte ihn gewarnt.  Er solle mit seinen Ermittlungen bezüglich des House of Silk vorsichtig sein und sich zurückhalten. Doch Holmes würde sich niemals von dunklen Mächten und Geheimorganisationen einschüchtern lassen. Er gerät in den Sumpf des Bösen. In einer Opiumhöhle wird ihm eine Falle gestellt und kurz darauf wird er des Mordes überführt.  _

_Anthony Horowitz hat einen wunderbaren Kriminalroman geschrieben, angelehnt an den Stil von Sir Arthur Conan Doyle und am Ende führen die Erzählstränge auf ganz wundersame Weise zu einem für den Leser unvorhersehbaren und ganz fantastischen Ende zusammen. Die Schreibweise, die Ideen, die Horowitz aufs Papier bringt, fesseln von der ersten bis zur letzten Seite. London erwacht vor dem Auge des Lesers, Droschken fahren, man spürt förmlich die eisige Kälte Ende November 1890, die Depeschen werden noch ins Haus gebracht, Holmes und Watson müssen Enzyklopädien wälzen, um Informationen zu erhalten. Alles ist so, wie es früher einmal gewesen sein muß und wie ich es mir für diesen Roman gewünscht habe. Ein erstklassiges Lesevergnügen und für mich eins der schönsten Bücher des Jahres 2011. Empfehlenswert._

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