Sherlock Holmes brisantester Fall

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matheelfe Avatar

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Im Prolog philosophiert Dr. Watson über sein Leben und über seine Bekanntschaft mit Sherlock Holmes. Jetzt, nach dem Tod des Detektivs will er den spektakulärsten Fall niederschreiben. Doch die Ereignisse sind so brisant, dass sie erst in 100 Jahren veröffentlicht werden dürfen.

Dr. Watson war verheiratet, als er im Jahre 1890 wieder einmal in der Baker Street erscheint. Sherlock Holmes beweist sich gerade als exzellenter Denker, als ein Mann zu Besuch kommt.  Er behauptet, verfolgt zu werden. Das mag zum Inhalt des Romans genügen. Mehr herauszufinden, bleibt dem Leser selbst vorbehalten. Und es lohnt sich!!

Dem Autor ist es über weite Teile des Buches gelungen, im Stile seines Vorgängers zu schreiben. Die Gestalten von Sherlock Holmes und Dr. Watson wurden beim Lesen wieder lebendig. Wie im Original ist Dr. Watson der Erzähler. Allerdings stellt er selbst in seinem Bericht mehrmals heraus, dass er nur der Berichterstatter ist und im Schatten von Sherlock Holmes steht. Dort aber scheint er sich wohlzufühlen. Die Sprache ist weitgehend der Zeit angepasst, kleinere Abweichungen in den modernen Sprachraum kann man großzügig überlesen. Wer die Originalromane kennt, wird manchem alten Bekannten wiederbegegnen, wobei Dr. Watson den ein oder anderen positiver beurteilt als früher. Das begründet er auch.

Die Spannung wird von Seite zu Seite weiter aufgebaut. Mehrmals habe ich als Leser gedacht, ich weiß Bescheid und doch wurde ich gekonnt in die Irre geführt. Letztendlich wusste ich gar nichts.  Die Freude daran möchte ich keinem zukünftigen Leser nehmen, deshalb verzichte ich darauf, hier Beispiele anzuführen. Die außergewöhnliche Beobachtungsgabe von Sherlock Holmes und die von ihm daraus gezogenen Schlussfolgerungen machen das Lesen zu einem Vergnügen und animieren zum Mitdenken.  Erstaunlicherweise zeigt Holmes Emotionen. Das ist neu. Auch Schuldgefühle kannte ich von ihm nicht.

Der Autor ist ein sehr genauer Erzähler. Das betrifft nicht nur die Handlung, sondern auch die Orte, an denen sich die Personen in London bewegen. Er beschreibt detailgenau und verwendet treffende Vergleiche. Man glaubt, am Ort der Handlung zu stehen.

Auftretende Personen werden in ihrem Äußeren bis ins Kleinste beschrieben, sodass ich mir als Leser ein Bild von ihnen machen kann. Dass die äußere Erscheinung und der Charakter in Beziehung zueinander gesetzt werden, dürfte der Zeit geschuldet sein, in der der Roman spielt. Auch im Original war das so.  

Vorwort – Hauptteil – Nachwort, diese Aufteilung passt. Mit dem Nachwort schließt Dr. Watson nicht nur den Roman, sondern auch seine Aufgabe als Berichterstatter des Detektivs ab.  

Ein gelungenes Cover rundet das Buch ab. Weiße Schrift auf schwarzen Grund, verschönert mit einem Scherenschnitt vom „größten Detektiv aller Zeiten“ wirkt edel. Die wenigen Worte auf der Rückseite verraten kaum etwas und halten deshalb die Spannung.  Die Zusammenfassung am Anfang habe ich erst gelesen, nachdem ich den Roman durch hatte. Das würde ich jedem Leser auch so empfehlen. Da steht das eine oder andere zu viel.

Mir hat Lesen des Buches Freude gemacht. Ich kann ihn gern weiterempfehlen. Man sollte nicht nur mitfiebern, sondern mitdenken – das erhöht die Lesefreude.