Sherlock Holmes ermittelt wieder!

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majandra Avatar

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**1)     ** **Inhalt**

 

Dr. John Watson blickt einige Jahre nach Sherlock Holmes’ Tod zurück auf die gemeinsamen Erlebnisse und im Speziellen auf einen konkreten Fall, der so Grauenhaftes und Unaussprechliches ans Tageslicht gebracht hat, dass es aufgrund gesellschaftlicher Konventionen bisher nicht möglich gewesen ist, sie für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Sherlock Holmes wird vom Kunsthändler Carstairs um Hilfe gebeten: Er fühlt sich von einem Mann verfolgt, von dem er auch genau weiß, um wen es sich handelt – Keelan O’Donaghue, einem amerikanischen Kriminellen. Kurz darauf wird selbiger ermordet in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Ist der Fall damit gelöst?

Um O’Donaghue ausfindig machen zu können, hatte sich Holmes einer Bande von Straßenkindern bedient – unter ihnen Ross, der kurz nach dem Mord an O’Donaghue selbst verschwindet und einige Tage später ebenfalls brutal ermordet aufgefunden wird. An seinem Handgelenk haben die Täter jedoch einen Hinweis hinterlassen: ein weißes Seidenband, und auch Holmes selbst bekommt ein solches als Warnung zugeschickt. Allerdings ignoriert er diese natürlich und bringt sich damit wissentlich in große Gefahr.

Bereits kurz darauf stellen ihm die Kriminellen eine Falle: Holmes, der über dieses symbolische Zeichen auf eine dubiose Untergrund-Vereinigung namens „House of Silk“ stößt, will herausfinden, worum es sich dabei handelt. Während der Ermittlungen dringt er deshalb in eine Opiumhöhle ein, wo man ihm das Suchtmittel spritzt und ihm kurzerhand einen Mord anhängt.

Es sieht nicht gut aus für den genialsten Ermittler aller Zeiten! Wird er tatsächlich verurteilt, droht ihm der Tod am Galgen – entflieht er jedoch, bestätigt er damit die Anklagepunkte. Bleibt er allerdings im Gefängnis, besteht die Gefahr, dass ihn seine Widersacher noch vor einer Verhandlung mit Gift umzubringen versuchen. Und was hat das mysteriöse House of Silk mit all diesen Vorkommnissen zu tun? Was ist das grauenhafte Geheimnis, das sich hinter dem mysteriösen weißen Band verbirgt?

 

**2)     ** **Analyse**

 

Horowitz trifft den Stil des originalen Watson durchgehend sehr überzeugend. Man kann sich als LeserIn von Anfang an in die Stimmung und das Leben dieser Zeit und der Protagonisten hineinversetzen. Diese Tatsache macht das Werk spannend und leicht lesbar, was im Verlauf der Handlung sehr angenehm ist. Auch über weniger interessante Passagen führt der Autor auf diese Weise sehr geschickt, sodass niemals Langeweile im Verlauf der Lektüre aufkommt.

 

**3)     ** **Kritik**

 

Durch das Talent des Autors, sich voll und ganz in den Charakter des Watson und somit auch in die restlichen Protagonisten hineinzuversetzen, kann man sich als LeserIn leicht mit den Hauptpersonen identifizieren. Hinzu kommt, dass in diesem Roman viele Informationen über Watsons und Holmes’ Lebensgeschichte vermittelt wird, sodass die Handlungsträger noch natürlicher erscheinen als durch die literarische Aufarbeitung durch Sir Arthur Conan Doyle ohnehin bereits erwirkt.

 

Erstaunlich ist für mich persönlich die Tatsache, dass nicht nur Horowitz selbst den Ton des Watson voll und ganz trifft, sondern vor allem auch der Übersetzer, der damit beweist, dass er sich ebenfalls akribisch in die Materie eingearbeitet hat. Allerdings gibt es einige andere Mängel an der Übersetzung, vor allem im Bereich von Rechtschreibung und Grammatik:

 

            _Die anderen hauste im dritten Raum. (S. 38)_

_            „Ich hoffe, nicht.“ (S. 272)_

 

Der Titel korrespondiert mit vorgelegtem Inhalt meiner Meinung nach nicht zu 100%. Hier wäre es vielleicht tatsächlich besser gewesen, sich an das englische Original zu halten, wo der Roman den Titel „The House of Silk“ trägt. Zwar handelt das Werk durchaus von einem Geheimnis, das über das Symbol des weißen Bandes transportiert wird, allerdings wird dieses Seidenband in Holmes’ Ermittlungen weit weniger oft diskutiert als diese dahinterstehende Vereinigung selbst. Insgesamt tut das dem Roman allerdings keinen Abstrich.

 

Stellenweise lässt der Autor die LeserInnen auch schmunzeln, indem er amüsante Szenen einfließen lässt oder eine entsprechende Wortwahl trifft:

 

_Ohne Zweifel. Wenn man Holmes einen Tropfen Wasser zeigte, würde er daraus die Existenz des Atlantiks herleiten. Ich selbst würde mich nach dem Wasserhahn umschauen. Das war der Unterschied zwischen uns (S. 219)_

 

**4)     ** **Empfehlung**

 

Alles in allem eignet sich das Buch gut für alle Kenner und Liebhaber der originalen Sherlock Holmes-Romane. Horowitz gelingt der Anschluss an sein fast übermächtiges Vorbild ausgesprochen gut, was das Buch leicht lesbar und durchwegs spannend macht. Man darf sich also über die Fortsetzung der großen Holmes-Saga freuen!