Bruderliebe überwindet nicht alle Grenzen

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holzfrieden Avatar

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Josh Weil hat als Jugendlicher einige Zeit in der Sowjetunion gelebt und sich von dem, was er dort erlebt hat für " Das gläserne Meer" inspirieren lassen. Die Geschichte der Zwillinge Jarik und Dima beginnt in deren Kindheit und endet im mittleren Erwachsenenalter. Josh Weil versucht mit diesem Buch viele Genres zu bedienen. Sein Buch ist politisch, gesellschaftskritisch, fantastisch, spannend. Meiner Meinung nach übernimmt er sich mit diesen vielen Schwerpunkten. Er springt mitten im Kapitel zwischen Handlungsorten und Zeiten, was dem Leser sehr viel abfordert. Das Lesen wird dadurch anstrengend und ist wirklich nicht immer ein Genuss. Dennoch musste ich dieses Buch bis zum Ende lesen, ich kann gar nicht genau sagen, warum. War es so, dass ich unbedingt wissen wollte, ob die Brüder, die sich einmal so geliebt haben, wieder zueinander finden? War es mein Mitleid mit ihnen, da beide nicht glücklich sein konnten mit der von ihnen gewählten Lebensform? War es die Hoffnung aus ein gutes ßende? Ich kann es wirklich nicht sagen!
Die politische Dimension des Buches hat mich in jedem Fall genervt. Es war einfach zu durchsichtig, wie Kapitalismus und Sozialismus bzw. Kommunismus gegeneinander ausgespielt wurden. Hier war mir die Sichtweise des Autors zu sehr pädagogischer Zeigefinger. Gut gelungen ist dagegen die Ausgestaltung der Figuren von Jarik und Dima. Man hat ihnen ihre Selbstzweifel, ihre politischen Einstellungen, ihre Wut, ihre Dramatik abgenommen und sie ins Herz geschlossen.
Am Ende des Buches und auch zwischendurch beim Lesen musste ich so manches Mal schlucken, das zeigt mir, dass das Buch mich ja doch berührt haben muss. Es lässt mich eindach ratlos zurück.