Zweifellos Olmi´s bisher bestes Werk!

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cellissima Avatar

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Serge hat all das, was viele Männer sich wünschen: Erfolg im Beruf, eine attraktive, junge Frau, zwei wunderhübsche Kinder, ein tolles Haus. Dennoch scheint ihm das nicht zu genügen, scheint er nicht ausgefüllt, nicht angekommen, in irgendeiner Weise auf der Suche zu sein.
Eines Morgens betritt Suzanne, eine Klavierstimmerin, die das Klavier seines Sohnes stimmen soll, das Haus.
Sie reizt Serge. Serge sehnt sich nach ihr, sucht ihre Nähe, folgt ihr.
Serge und Suzanne treffen aufeinander. Es folgt das, was folgen muss: diese Begegnungen sind hauptsächlich körperlicher Art. Der Beginn einer Affäre.
Zunächst teilen Serge und Suzanne nur stundenweise das Bett, doch schon bald auch ihre Lebensgeschichten, Gedanken, Gefühle und Geheimnisse.
Doch so wie in der Musik eine Pause nicht ewig dauern, eine Note nicht ewig gehalten werden kann, so kann auch diese heimliche Affäre nicht ewig weiterlaufen.
Wie geht es weiter? Der nächste Schritt, die nächste Note entscheiden über Tonaliät oder Atonalität, Euphonie oder Kakophonie, alles oder nichts ...

* Meine Meinung*
Ein Buch für alle, die genug haben, eine Pause brauchen von all den typisch französischen Romanen.
Für alle, die das Klavier, die Musik lieben.
Und für alle, die Véronique Olmi kennen und schätzen.
Hier gibt es keinen Zuckerguss, kein süßes französisches Leben, auch keine Mehrgenerationen-Freundschaften, wie sie seit Jahren bei französischen Autoren angesagt sind.
Hier geht es um Menschen. Menschen, die Sehnsüchte haben, über verpasste Chancen nachdenken. Menschen, die versuchen, das Beste aus allem zu machen.
Und auch um Menschen, die scheinbar alles haben, aber doch nicht zufrieden sind. Doch auch diese Menschen haben eine Geschichte, haben dem Leser etwas zu erzählen.
Es geht um Glück, auch das Streben nach Glück, und Unglück.
Es geht natürlich auch um die Liebe. Um eine Liebe, die vielleicht am Ende angekommen ist. Und um eine neue, eine geheime, eine aufregende Liebe. Doch ist es wirklich Liebe???
In jedem Falle geht es auch um die dunkle, die zerstörerische Seite der Liebe - sei sie wahr oder nur vermeintlich.
Sie ist nicht immer nur schön und gut, sie kann auch Leben zerstören.

Musik und Sprache, Musik und Geschichte, Musik und Menschen verschmelzen hier zu einem Ganzen, ergänzen sich wunderbar.

Olmi schreibt schnörkellos, unverblümt, nüchtern, in kurzen, prägnanten Kapiteln. Ihre Worte, ihre Sätze kamen ohne Umweg bei mir an, haben mich von Anfang bis Ende gefesselt.
Dieser Roman ist schon sprachlich ein Genuss. Olmi beweist einmal mehr, dass sie eine Meisterin der Worte ist.

"Das Glück, wie es hätte sein können" ist zweifellos ihr bisher bester Roman.

* Fazit*
Ein Roman in moll: dunkle Töne, schwermütig, melancholisch - aber auch großartig und wunderschön!
Ein Roman, der tief trifft und bewegt und nachdenklich stimmt.