Der arge Weg der Erkenntnis oder Das Leben ist eine Zumutung
Arno Geiger, erfolgreicher österreichischer Romancier, überrascht hier mit einem autobiografischen Werk, verlegt im Carl Hanser Verlag München, ungeachtet einer auch hier zeitweise ambivalenten Beziehung zwischen Schriftsteller und Verlag.
Geiger stellt seiner Erzählung ein Zitat von Imre Kertész voran :
>> Immer hatte ich ein heimliches Leben,
und immer war das mein wahres Leben. <<
Und in seinem Einführungskapitel findet sich gleichsam der Schlüsselsatz, dass ein solcher Text besser klingt, als er klingen dürfte.
Aber auch ohne dies klugen Einschübe wird dem Leser sehr schnell klar - hier ist keiner, der mit seinem Schicksal kokettiert, schon gar nicht mit der Absicht, hieraus ein Buch entstehen zu lassen.
Geiger nimmt uns mit auf seine einsamen Runden durch die Papiertonnen in Wien, zu Fuß, mit einem geborgten Rad, mit seinem eigenen besseren Rad.
Und mit immer ausgeklügelteren Methoden, um sich in den Tonnen möglichst verletzungsfrei zwischen Abfall und Papier zurechtzufinden, beginnend mit einem früheren Aufstehen, um schon vor dem Müllwagen da zu sein.
Und er bringt von seinen trüben, einsamen Streifzügen immer etwas mit : weggeworfene und keineswegs nur wertlose Bücher, Zeitungen, Notenblätter, Tagebücher, Briefmarkensammlungen, alte Comics, alte Autoprospekte, Druckgrafiken und Plakate.
Zuweilen werden sie ins Auktionshaus getragen, teilweise in immer regelmäßigeren Abständen auf dem Flohmarkt verkauft, das bescheidene Leben finanzierend.
Parallel dazu werden die schriftstellerischen Versuche vorangetrieben, natürlich auf gefundenem Geschäftspapier und mit der zunächst erwartbaren Erfolglosigkeit.
Die ohnehin spärliche Wohnung erhält neue Unterteilungen in >>Geschäft<< und >>Depot<<.
Auf diese Streifzüge wird der Leser mitgenommen und der Autor entwickelt eine zuweilen fast zärtliche Beziehung zu seinen Funden mit einer magischen Anziehungskraft voller Geheimnisse aus fremden Federn von Tagebüchern und Briefen.
Und das Erstaunliche tritt ein : zögernd und von Misserfolgen durchwoben gelingt es Geiger zunehmend, hierdurch das eigene Leben besser verstehen zu lernen und verständlicher zu machen, hieraus Literatur zu entwickeln.
Dies zu verfolgen, ist grandios. >>Hier taucht jemand nach Abfall nicht, weil er ganz unten angekommen war, sondern weil er sich diese Freiheit nahm<<, heisst es an einer Stelle der Erzählung.
Aber Geiger bleibt sensorisch und verletzlich. Als sich der schriftstellerische Erfolg einstellt, empfindet er dies als nahezu irreal und entgeht nur schwerlich einer Paranoia.
Frauen und Trennungen und eine Affäre säumen seinen Weg ebenso wie die Erkrankungen seiner Eltern, die er bis zu deren Tode begleitet, obschon er lange zuvor nichts mit deren Problemen zu tun haben wollte, der alte Generationenkonflikt. Besonders das Verhältnis zu seinem an Demenz erkrankten Vater, welches Geiger in einem gesonderten Roman (>>Der alte König in seinem Exil<<) eindrucksvoll beschrieben hat, ist berührend. Hingegen bleiben die Frauenfiguren auf seltsame Art blasser, ohnehin werden sie nur mit ihrem Anfangsbuchstaben benannt.
Neben der eigenen Entwicklung, die Geiger in schmerzvollen Erfahrungsräumen durchlebt, erkennt er auch eine gesellschaftliche Entwicklung, die Inhalte in den Tonnen spiegeln den rauher werdenden gesellschaftlichen Wind wieder.
Souverän geht Arno Geiger mit der Überraschung um, irgendwann ein von ihm selbst verfasstes (erfolgreiches!) Taschenbuch als weggeworfenes Objekt zu finden.
Die Erzählung in dem immer etwas bitter erscheinenden Sprachduktus ist auch ein Plädoyer für das Buch schlechthin, denn -wie Geiger sehr zutreffend erkennt- durch Lesen verkürzen wir unsere Lebenszeit nicht, wir verlängern sie.
In diesem Sinne : klare Leseempfehlung für dieses Buch und doch auch für das Leben.
Geiger stellt seiner Erzählung ein Zitat von Imre Kertész voran :
>> Immer hatte ich ein heimliches Leben,
und immer war das mein wahres Leben. <<
Und in seinem Einführungskapitel findet sich gleichsam der Schlüsselsatz, dass ein solcher Text besser klingt, als er klingen dürfte.
Aber auch ohne dies klugen Einschübe wird dem Leser sehr schnell klar - hier ist keiner, der mit seinem Schicksal kokettiert, schon gar nicht mit der Absicht, hieraus ein Buch entstehen zu lassen.
Geiger nimmt uns mit auf seine einsamen Runden durch die Papiertonnen in Wien, zu Fuß, mit einem geborgten Rad, mit seinem eigenen besseren Rad.
Und mit immer ausgeklügelteren Methoden, um sich in den Tonnen möglichst verletzungsfrei zwischen Abfall und Papier zurechtzufinden, beginnend mit einem früheren Aufstehen, um schon vor dem Müllwagen da zu sein.
Und er bringt von seinen trüben, einsamen Streifzügen immer etwas mit : weggeworfene und keineswegs nur wertlose Bücher, Zeitungen, Notenblätter, Tagebücher, Briefmarkensammlungen, alte Comics, alte Autoprospekte, Druckgrafiken und Plakate.
Zuweilen werden sie ins Auktionshaus getragen, teilweise in immer regelmäßigeren Abständen auf dem Flohmarkt verkauft, das bescheidene Leben finanzierend.
Parallel dazu werden die schriftstellerischen Versuche vorangetrieben, natürlich auf gefundenem Geschäftspapier und mit der zunächst erwartbaren Erfolglosigkeit.
Die ohnehin spärliche Wohnung erhält neue Unterteilungen in >>Geschäft<< und >>Depot<<.
Auf diese Streifzüge wird der Leser mitgenommen und der Autor entwickelt eine zuweilen fast zärtliche Beziehung zu seinen Funden mit einer magischen Anziehungskraft voller Geheimnisse aus fremden Federn von Tagebüchern und Briefen.
Und das Erstaunliche tritt ein : zögernd und von Misserfolgen durchwoben gelingt es Geiger zunehmend, hierdurch das eigene Leben besser verstehen zu lernen und verständlicher zu machen, hieraus Literatur zu entwickeln.
Dies zu verfolgen, ist grandios. >>Hier taucht jemand nach Abfall nicht, weil er ganz unten angekommen war, sondern weil er sich diese Freiheit nahm<<, heisst es an einer Stelle der Erzählung.
Aber Geiger bleibt sensorisch und verletzlich. Als sich der schriftstellerische Erfolg einstellt, empfindet er dies als nahezu irreal und entgeht nur schwerlich einer Paranoia.
Frauen und Trennungen und eine Affäre säumen seinen Weg ebenso wie die Erkrankungen seiner Eltern, die er bis zu deren Tode begleitet, obschon er lange zuvor nichts mit deren Problemen zu tun haben wollte, der alte Generationenkonflikt. Besonders das Verhältnis zu seinem an Demenz erkrankten Vater, welches Geiger in einem gesonderten Roman (>>Der alte König in seinem Exil<<) eindrucksvoll beschrieben hat, ist berührend. Hingegen bleiben die Frauenfiguren auf seltsame Art blasser, ohnehin werden sie nur mit ihrem Anfangsbuchstaben benannt.
Neben der eigenen Entwicklung, die Geiger in schmerzvollen Erfahrungsräumen durchlebt, erkennt er auch eine gesellschaftliche Entwicklung, die Inhalte in den Tonnen spiegeln den rauher werdenden gesellschaftlichen Wind wieder.
Souverän geht Arno Geiger mit der Überraschung um, irgendwann ein von ihm selbst verfasstes (erfolgreiches!) Taschenbuch als weggeworfenes Objekt zu finden.
Die Erzählung in dem immer etwas bitter erscheinenden Sprachduktus ist auch ein Plädoyer für das Buch schlechthin, denn -wie Geiger sehr zutreffend erkennt- durch Lesen verkürzen wir unsere Lebenszeit nicht, wir verlängern sie.
In diesem Sinne : klare Leseempfehlung für dieses Buch und doch auch für das Leben.