Konflikte

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buecherfan.wit Avatar

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Der Einstieg in die Leseprobe ist schwierig und wäre ohne den Klappentext noch schwieriger. Der noch namenlose Ich-Erzähler, der aus lauter Frustration über die abweisende Haltung seiner frisch angetrauten Ehefrau  Esther Tagebuch führt, befindet sich im August 1895 auf einem  Schiff unterwegs nach Jaffa. Er ist Agrarwissenschaftler und will in einer der Kolonien Land bestellen. Auf einer Rundreise durch die verschiedenen Siedlungsgebiete stellt er fest, dass alles Land in jüdischem Besitz unfruchtbar und für die Landwirtschaft völlig ungeeignet ist, wohingegen sich alles fruchtbare Land in arabischem Besitz befindet. Der Konflikt zwischen Juden und Arabern wird schon im Augenblick der Ankunft sichtbar, als arabische Fährmänner Esthers Koffer mit ihrer wertvollen Kleidung ins Wasser fallen lassen. Außer dem neuen jüdischen Siedler Isaac Luminski gibt es einen zweiten Ich-Erzähler. Hier handelt es sich um ein arabisches Kind names Salach Rajani, das anders ist als andere Kinder und von seiner Mutter und dem Dienstmädchen Amina behütet und von der gefährlichen Außenwelt ferngehalten wird. Seine Rolle und die Rolle der Rajanis im Roman ist in der Leseprobe noch nicht erkennbar. Genausowenig wird erklärt, worauf das feindselige Verhalten der jungen Ehefrau Esther gegenüber ihrem Ehemann zurückzuführen ist.

Die Vorankündigung des Romans hatte mich neugierig gemacht, den Romananfang fand ich dann doch sehr enttäuschend. Die Eheprobleme der Luminskis nehmen viel Raum ein, und Isaacs Bemühungen, sich anderweitig Erleichterung zu verschaffen, gleiten ins Lächerliche ab. Außerdem stört mich die gewollt altertümliche Sprache der Übersetzung, die zeitgenössisches Kolorit vortäuschen soll, aber nur holperig wirkt ("Ich habe beschlossen, meine Worte diesem Tagebuch anheimzulegen" - hat man  jemals  so geredet? Interessant wäre herauszufinden, ob auch die hebräische Originalversion schon so gekünstelt geschrieben ist.