Alles aus Liebe …

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herbstrose Avatar

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Pietro war Priester - bis dieser Brief kam. Der Brief einer Sterbenden, von Celeste, seiner großen und einzigen Jugendliebe. Nach 30 Jahren erfährt er nun, dass er einen Sohn hat. Um den will er sich in Zukunft kümmern, will ihm nahe sein und ihm beistehen, denn ein Sohn braucht seinen Vater, meint Pietro. Er lässt Gott und die Kirche hinter sich und wird Hausmeister in dem eleganten Mailänder Mietshaus, in dem sein Sohn wohnt. Von der Hausgemeinschaft wird er herzlich aufgenommen und erfährt auch bald von ihren Sorgen und Nöten. Da ist Avvocato Pippo, dessen Lebenspartner verstorben ist und der nun in Einsamkeit versinkt, die er jedoch mit gespieltem Humor geschickt zu verdecken weiß. Und da ist die ebenfalls einsame Witwe Paola mit ihrem zurückgebliebenen Sohn Fernando, die gerne Pietros Gesellschaft sucht. Doch der interessiert sich hauptsächlich für die Familie Martini, Dottore Luca, seine Frau Viola und ihre kleine Tochter Sara. Bald merkt er, dass Luca Probleme hat und menschliche Wärme und Zuwendung benötigt. Wird Pietro den Mut aufbringen, sich Luca als Vater zu offenbaren?

„Das Lächeln des Elefanten“ ist ein berührender, bewegender Roman mit einem Kaleidoskop brisanter Themen wie Homosexualität, Selbstmord und aktiver Sterbehilfe, aber auch mit kritischen Inhalten wie Glaube, Gefühle Behinderter und Ehebruch. Einen breiten Raum in der Geschichte nimmt auch die Liebe und die Sehnsucht danach, Elternliebe, unerfüllte und verratene Liebe, ein. In Rückblenden erfährt der Leser einiges aus Pietros Vergangenheit als Priester in Rimini und seiner Liebe zu Celeste, von der er stets als Hexe spricht.

Der Schreibstil des Autors Marco Missiroli ist etwas gewöhnungsbedürftig. Seltsam sachlich nüchtern, manchmal beinahe abgehackt, und doch wunderschön voller Poesie und Wärme. Die Protagonisten beeindrucken, jeder für sich, mit ihren Eigenheiten, stärken oder Schwächen. Man leidet mit ihnen, empfindet ihre Ängste und fühlt ihre Freude. Die chaotische, leicht verrückte Hausgemeinschaft bewegt den Leser ebenso wie die Erkenntnis über vertane Chancen und verlorenes Glück. Der Schluss des Buches stimmt sehr nachdenklich, zu was ein Mensch aus Liebe doch fähig ist. Da kann selbst einem Elefanten das Lächeln vergehen.

Fazit: Wahrlich kein leichtes Buch. Um davon gefesselt und bezaubert zu sein muss man es verstehen, in die tiefsten menschlichen Empfindungen und Gefühle einzutauchen. Dann ist es sehr empfehlenswert.