Die Bedeutung des Elefanten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
helena Avatar

Von

„... die Machtlosigkeit gegenüber dem Schicksal der Kinder verbindet alle Väter […]. Was sie unterscheidet, ist die Hingabe.“ (S.106)

Pietro gibt seinen Priesterberuf in Rimini auf und nimmt eine Hausmeisterstelle in Mailand an. Er sei Priester geworden, weil er nichts anderes kennen gelernt habe. Pietro wurde als Waise vor einer Kirche abgelegt, er sagt, seine Mutter sei die Stadt und sein Vater sei Gott gewesen, von dem er sich aber ein Leben lang betrogen fühlte...
Nach Mailand zieht er nun, um seinem Sohn beizustehen, von dem er bis vor kurzem gar nicht wusste, dass dieser vor 30 Jahren auf die Welt kam. Sein Sohn, der als Arzt auf einer Kinderkrebsstation arbeitet, wohnt mit seiner Frau und seiner Tochter in eben diesem Haus, in dem Pietro als Hausmeister tätig wird.

Pietro wird als sympathischer Mensch gezeichnet, der auch von den Hausbewohnern sehr geschätzt wird. Eine Bewohnerin wird ihm später sagen: „Wir haben uns alle ein wenig verändert, seit du da bist.“ (S. 146). Wie nun Pietro seinen Sohn unterstützt, und was es mit den anderen Hausbewohnern genau auf sich hat, erfährt der Leser in einfühlsamer und leiser Weise und möchte ich an dieser Stelle nicht vorweg nehmen.

Die Protagonisten sind zumeist einsame Menschen und von Verlusten nahestehender Personen betroffen. Es geht um Schicksalsschläge und verpasste Chancen, um Krankheit und Tod, um Lebenslügen und Betrug im Miteinander, um die Suche nach Liebe und Wahrheit.
Durch den Roman zieht sich ein Hauch von Ruhe und Melancholie. Dabei ist der Roman nie düster geschrieben, sondern bringt den Protagonisten Sympathie und Wärme entgegen. So zieht der Elefant sich als Leitmotiv durch, der Elefant als Sinnbild von Hoffnung, Verständnis, gegenseitiger Hilfe und Hingabe.

Für die ruhigen und einfühlsamen Beschreibungen in einer detaillierten, oft metaphorischen Sprache sollte der Leser sich Zeit nehmen und sie auf sich wirken lassen – dabei wird es nie langweilig. Zart entblättern sich Stück für Stück die Hintergrundgeschichten der Protagonisten. So wird auch Spannung aufgebaut und der Leser ist angenehm ungeduldig, mehr zu erfahren.

Der Roman ist nie oberflächlich, sondern berührend und klug geschrieben und lässt den Leser nachdenklich zurück. Ich kann das Buch daher jedem ans Herz legen, der Freude an Poesie und Nachdenklichkeit hat. Ich zumindest freue mich schon sehr auf weitere Werke von Marco Missiroli!