Die Liebe der Väter

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buecherfan.wit Avatar

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Der italienische Autor Marco Missiroli legt mit “Das Lächeln des Elefanten” (Original: “Il Senso dell´Elefante“) einen ungewöhnlichen Roman über den ehemaligen Priester Pietro vor, der eines Tages einen Brief erhält, der sein Leben völlig umkrempelt. Aus diesem Brief erfährt er, dass er einen Sohn hat. Als junger Priester hat er sich in das Mädchen Celeste verliebt, “die Hexe”. Für beide war es die Liebe ihres Lebens. Ihr gemeinsamer Sohn Luca ist in Mailand als Arzt tätig. Luca Martini ist mit Viola verheiratet und hat eine Tochter.- Sara -, die er über alles liebt. In dem Mehrparteienhaus, in dem sein Sohn lebt, ist die Hausmeisterstelle frei. Pietro bewirbt sich um die Stelle, um seinem Sohn nahe zu sein. Zu diesem Zeitpunkt ist er schon längst nicht mehr Priester. Er hat vor langer Zeit den Glauben verloren und nie eine Berufung verspürt. Warum Hausverwalter Avvocato Poppi unter zahlreichen qualifizierten Bewerbern ausgerechnet ihn auswählt, erfährt der Leser erst sehr viel später.

Zu Beginn des Romans übt Pietro seine Hausmeistertätigkeit seit einem Monat aus. Der Leser wird Zeuge, wie er die übrigen Hausbewohner - außer Poppi und den Martinis ist das noch Paola mit ihrem zurückgebliebenen Sohn Fernando - immer besser kennenlernt. Sie begegnen ihm auf Augenhöhe, und er wird ihr Freund und Vertrauter. Er erfährt ihre Geheimnisse und hilft ihnen mit großem Einfühlungsvermögen. Seinem Sohn will er besonders nahe sein, ohne ihm zu verraten, dass er sein Vater ist. Nur Avvocato Poppi weiß Bescheid und drängt ihn, sich zu offenbaren. Pietro will vor allem seinen Sohn schützen und unterstützt ihn auch tatkräftig in beruflichen Notsituationen, die er als Arzt auf einer Kinderkrebsstation immer wieder erlebt, wenn er totkranke Kinder nicht retten kann.

Der sehr einfühlsam geschriebene Roman schneidet viele ernste Themen an. Da geht es um die Frage, was bleibt, wenn wir die Liebe unseres Lebens auf die eine oder andere Weise verlieren. Vor allem aber geht es um die Liebe der Eltern, hier vor allem der Väter, zu ihren Kindern. Wie weit sind sie bereit zu gehen, um ihre Nachkommen zu schützen? Der Elefant in dem albernen deutschen Titel lächelt nicht, sondern steht für bedingungslose Hingabe an die eigenen Kinder (…das war der Sinn des Elefanten und ihrer aller, der Sinn der Väter, die Hingabe an all ihre Kinder.” S. 166). Pietro schenkt dem sterbenden Lorenzo das symbolträchtige Stofftier und nimmt es später als Grabbeigabe für die tote, aber nie vergessene Celeste. Ethische Fragen werden nicht ausgespart, denn Missirolis Väter scheuen nicht den Konflikt mit Gesetzen oder christlichen Glaubensgrundsätzen und opfern ihr Leben für ihre Kinder.

Der sehr lesbare Roman ist nicht düster, sondern überaus tröstlich, vermittelt er doch die Botschaft, dass nur die Liebe und die Hingabe an den Nächsten uns vor Einsamkeit bewahren und wir immer die Freiheit der Wahl haben. Ein sehr empfehlenswertes Buch.