Schattenspiele

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botte05 Avatar

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Leicht und unbeschwert kommt „Das Lächeln des Elefanten“ mit seinem Titel und der Covergestaltung daher. Ein Radfahrer, welcher mit seinem Gepäck über die Dächer seiner Stadt radelt, mutmaßlich im Gegenlicht der Dämmerung.

Bei dem Radfahrer handelt es sich um Pietro, der auch innerlich eine schwere Last zu tragen hat. Als Waisenkind im Schoße der Kirche in Rimini aufgewachsen, wurde er Priester. Und als er eine alternative Form der Liebe kennenlernt, bleibt er seinem Gott treu, hadert aber mit seinem Schicksal, bis er sich nach Jahren von Gott und der Kirche abwendet.

Ein geheimnisumwobener Brief führt ihn schließlich nach Mailand, wo er die Stelle eines Pförtners antritt. Ein Haus, in dem die Geschicke aller Bewohner irgendwie miteinander verwoben zu sein scheinen. Man sorgt und kümmert sich umeinander. Und einer der Bewohner ist Pietros leiblicher Sohn, ein erfolgreicher Arzt, verheiratet, eine Tochter. Im Geheimen sorgt und schützt Pietro diese Familie, unschlüssig, ob er seine wahre Identität preisgeben soll.

Dieses Buch ist keine leichte Kost. Es geht um die Variationen von Liebe, wahrer Freundschaft, von Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod, Gewinn und Verlust, Wahrheit und Lüge, Glaube und Unglaube sowie die Frage, welche Geheimnisse besser gelüftet werden und welche nicht. Und letztlich die Frage – die wir alle nur für uns selbst beantworten können – ob und inwieweit wir uns der „göttlichen Fügung“ ungestraft entgegenstellen „dürfen“.

Nach der von mir so empfundenen locker-leichten Leseprobe hat mich dieses Buch mit seiner tiefen Ernsthaftigkeit und Schwere bedrückt. Trotzdem ist es für mein Empfinden ein gutes Buch. Es ist flüssig geschrieben und die Handlung lässt sich problemlos verfolgen. Die Inhaltsschwere wird immer wieder gespickt mit Freude und Fröhlichkeit, so dass man zwischendurch beim Lesen aufatmen kann. Die Geschichte verfolgt drei Handlungsstränge. Zum einen Pietros Leben heute in Mailand, der Rückblick in die Vergangenheit nach Rimini, welche ihn letztlich in das Jetzt geführt hat, sowie das Lieben, Leben und Arbeiten seines Sohnes.

Rezension: Marco Missiroli, Das Lächeln des Elefanten, List Verlag, Literatur, 256 Seiten, 18,00 €, Erscheinungsdatum: 11.11.2013