Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr

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beastybabe Avatar

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Normalerweise lese ich fast nur Krimis und Thriller, aber dieses Buch hat mich so fasziniert und in seinen Bann gezogen, dass ich es nur noch schwer aus der Hand legen konnte.
Zuerst tat ich mich noch etwas schwer mit dem etwas eigenwilligen Schreibstil, es las sich nicht so richtig flüssig, aber man gewöhnt sich dran und man merkt bald, dass das perfekt zur Geschichte passt. Die Personen wirken sofort lebendig, werden bestens beschrieben. Es sind keine einfachen Charaktere, sondern richtige Persönlichkeiten, die so real wirken in ihrem Handeln und Denken - einfach toll. Auch die Schauplätze wirken so plastisch, dass das Buch einer kleinen Italienreise gleichkommt.

Zur Story:
Der Priester Pietro bekommt einen Brief von der Frau, in die er sich vor vielen Jahren verliebt hatte. Ihre Liebe hatte keine Zukunft, da ihn das Mädchen damals einfach verlassen hat. Sie wollte ihm die Entscheidung ersparen und ihn nicht von seinem Glauben trennen. Doch nun - nach so vielen Jahren - erfährt Pietro, dass er einen Sohn hat. Und in diesem Brief steht auch, wo sein Sohn Luca zu finden ist.
Ohne zu zögern, lässt Pietro seine Berufung als Priester hinter sich und widmet sich seiner neuen Berufung: er will seinen Sohn kennenlernen und diesem nahe sein. Er nimmt eine Stelle als Portier in dem Mehrfamilienhaus an, in dem Luca mit seiner Frau Viola und Tochter Sara lebt.
Pietro wird bald die "gute Seele" des Hauses und nimmt auch indirekt am Leben seines Sohnes teil. Er erfährt mit der Zeit immer mehr von den bunten Bewohnern: deren Sorgen, Ängste, Geheimnisse, Sehnsüchte, Wünsche... Vom Priester mutiert Pietro zum Detektiv: heimlich benutzt er den Zweitschlüssel, um Lucas Wohnung zu erkunden oder schleicht ihm hinterher, wenn dieser abends das Haus verlässt.
Eines Tages besucht er ihn im Krankenhaus, wo Luca sich als Dottore Martini auf einer Kinderkrebsstation rührend um die kranken Patienten kümmert. Dort lernt er den kleinen Lorenzo kennen, der ein großer Fan von Elefanten ist.
Aber mit seiner Tätigkeit im Krankenhaus endet die Berufung von Luca nicht, wie Pietro bald herausfindet.
Und dann bricht plötzlich die scheinbar heile Welt zusammen und Pietro sieht sich gezwungen, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Was bedeutet es, ein Vater zu sein? Was ist man bereit, dafür zu tun?
Viele weitere Personen machen die Geschichte lebendig, rührend, spannend... es gibt eigentlich niemanden in diesem Roman, der "nur" eine Nebenrolle spielt. Irgendwie haben alle einen sehr wichtigen Anteil an dieser Story und machen sie zu einem ungewöhnlichen Ganzen.

Meine Meinung:
Ein unglaublich emotionaler Roman, der mich sehr berührt hat. Zunächst ist man noch etwas damit beschäftigt, die vielen Personen kennen zu lernen - und viele schließt man sofort ins Herz. Es gibt wirklich kaum Randfiguren, alle spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte.
Auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Man fiebert mit, wenn Pietro langsam ein Geheimnis nach dem anderen lüftet und immer tiefer in das Leben seines Sohnes Luca eintaucht.
Es ist auch ein Buch, das zum Nachdenken anregt: was ist richtig im Leben, was ist falsch... welche Werte sind mir wichtig? Wie ist alles mit dem Glauben an Gott zu vereinbaren?
Die Geschichte wird mit geschickt eingestreuten Rückblenden in Pietros Vergangenheit erzählt. Kurze Kapitel sorgen zusätzlich dafür, dass in diesem Buch niemals Längen entstehen. Man legt das Buch nur noch ungern aus der Hand, besonders in der zweiten Hälfte.

Fazit:
Berührend, tragisch, spannend, manchmal auch humorvoll... eine wunderschön erzählte, gut durchdachte Geschichte, die man nicht so schnell vergessen kann. Bin begeistert von diesem Buch und vergebe volle 5 von 5 Sterne!