Die Selbstfindung

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murksy Avatar

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Robert ist erfolgreich. Werbemann, dem scheinbar alles gelingt. Er hat eine schöne Freundin, ist beliebt, seine eigene Agentur seit 5 Jahren. Und das hat er sich alles selbst erarbeitet. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf gab es damals nur die Flucht, raus aus der Langeweile, hinein ins Leben, in die strahlende Zukunft. Sein Freund Golo, jetzt ein Schriftsteller, hatte ihn gerettet. Hatte ihn aus der Gefangenschaft der Belanglosigkeit befreit. Was also fehlt Robert in seinem Leben? Als ihn seine Freundin verläßt, beginnt Robert mit einer langen Sinnsuche. Er trifft Personen aus längst vergessenen Zeiten, die ihn daran erinnern, wie er früher war. Der Junge mit der Gitarre, ungezwungen, witzig. Heute ist er ein Macher. Trotzdem herrscht in ihm eine undefinierbare Leere. Ein kurzes Techtelmechtel mit einer Jugendbekanntschaft aus seinem Dorf scheint ich die Augen zu öffnen. Doch seine Gefühlswelt wird immer verwirrter. Er tut die Gedanken an seine Heimat als sentimentale Spinnerei ab. Kurze Zeit später verliebt er sich in eine andere Frau, die ebenfalls mit ihm aufwuchs. Doch Gabi ist so ganz anders als seine Welt. Sie lebt in ihrer Hütte im Wald, hat Südamerika bereist, glaubt nicht an den Luxus der Stadt.

Robert kann aber auch Gabi nicht halten, streitet sich mit Golo. Eine Findungsphase mit Alkohol und Drogen bei Aussteigern am Meer hilft Robert auch nicht weiter. Er versucht sich umso verbissener in seine Arbeit zu stürzen, definiert sich neu als Erfolgsmensch, der den anderen überlegen ist. Erst als sein Vater ihn anruft und ihm mitteilt, dass seine Mutter im Krankenhaus liegt, macht sich Robert nach vielen Jahren auf, sein Dorf wieder zu besuchen. Nachdem er Jahre keinen Kontakt zu seinen Eltern hatte, kommt ihm die scheinbare Verachtung des Vaters gerade recht als Entschuldigung, schnell wieder in die Stadt zu fahren. Doch auf der schneeglatten Strasse kommt es zu einem Unfall, frierend irrt Robert durch den Wald und findet zufällig die Hütte, in der das eigentliche Ziel seiner Selbstfindung wohnt...

 

Beim Anblick des Covers, denkt man sofort an einen lustigen Sommerroman ohne viel Anspruch. Beim Lesen des Buches wird der Leser aber überrascht von einer ungewöhnlichen Tiefe. Sehr präzise wird die Identitätskrise Roberts dargestellt, fein wird die Suche nach einem Sinn des Lebens beschrieben. Die Verzweiflung und Leere eines Mannes, der scheinbar alles erreicht hat, aber doch nichts wirklich hat, wofür es sich lohnt zu leben. Was ist der Sinn des Lebens in einer Stadt, die nur als Arena für Existenzkämpfe dient und deren Bewohner Egomanen sind? Großartig beschreibt der Autor die verzweifelten Versuche seiner Romanfigur, sich selbst zu verleugnen. Dann zeigt Robert plötzlich fast kindliche Freude, bei dem Ritt auf einer Welle. Freiheit pur, ohne Notwendigkeit sich vor anderen zu beweisen. Letztendlich gelingt es Robert durch einen Unfall, sich zu definieren, sein Ziel sinnbildlich in dunkler Nacht zu finden. Geradezu poetisch klingt dieser wunderbar feinfühlige Roman aus. Das Buch hat viel mehr zu bieten, als der Titel und die Aufmachung, Cover und Text der Rückseite, offenbaren. Ein kleines Juwel unter der Flut der Urlaubslektüren.