Japan, so ähnlich und doch so anders

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marcus kischel Avatar

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Japan, so ähnlich und doch so anders. Ich habe bisher wenig Kontakt zu japanischer Literatur gehabt - aus letzter Zeit fällt mir nur Hideo Yokoyamas grandioses "64" ein (auf das mein erster Satz auf jedem Fall zutrifft) - so dass, ich sehr gespannt auf diese Leseprobe war.

Das Ähnliche, unserer Protagonist, vielbeschäftigter Anwalt, mit Migrationshintergrund, verheiratet, ein Sohn, man hat sich auseinandergelebt. Eine alte Klientin kehrt mit einer neuen Aufgabe zurück, es zeichnet sich ab, dass er eher als Privatdetektiv denn als Anwalt agieren wird, um ihn zu lösen.

Das Andere, ist eine Stimmung, ist ein Rhythmus, sind kurze Andeutungen zum Sozialgefüge, zu Familienstrukturen und zur Geschichte und Geschichtsverständnis.

Keiichiro ̄ Hirano schreibt in langen Absätzen, lässt seinen Protagonisten auf seinen Tag, auf vorhergehende Ereignisse zurückblicken.
Das ist gut zu lesen, aber auch kein schnelles Vergnügen; Ich glaube nicht, dass europäische Leser*innen sich dieses Buch erarbeiten müssen, eine Bereitschaft sich auf den Kontext der Handlung einzulassen und vielleicht auch ein zwei Dinge nachzuschlagen vielleicht schon.

Noch zwei Anmerkungen, liebes Vorgelesen-Team, Ihr kündigt Keiichiro ̄ Hirano als "der große, bisher unübersetzte Gegenwartsautor Japans" an, nur um weiter unten zu schreiben, dass er "in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde[...]". Er wurde hier nur erstmals ins Deutsche übersetzt.
Der Dank hierfür geht an den Suhrkamp Verlag (und ein Dank ist es nach den wenigen Seiten der Leseprobe schon), auch dafür Nora Bierich mit einer Übersetzung direkt aus dem Japanischen zu beauftragen - was (meine sehr eingeschränkten Kenntnisse Japanischer Literatur erwähnte ich) nicht immer der Fall ist.