Spannender Plot mit überraschendem Ende

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Ein bekannter Podcaster, der über Selbstliebe spricht. Eine Frau die sich umbringt, während sie diesen Podcast hört. Und das ist erst der Anfang...

Mit seinem neuen Thriller ist Andreas Winkelmann direkt am Zahn der Zeit. Selbstliebe und Achtsamkeit sind momentan so populär wie nie. Und Podcasts sind zu einem Medium geworden, dass sich immer mehr verbreitet und die unterschiedlichsten Themen beinhaltet. Selbstliebe und Achtsamkeit stehen da natürlich auch ganz weit oben auf der Liste. Von daher ein cleverer Schachzug, genau diese Sachen in einer spannenden Story zu verpacken.
Und spannend, das kann Herr Winkelmann! Der Spannungsbogen steigt kontinuierlich! Nicht zuletzt durch die kurzen Kapitel zwischendurch, die immer wieder einen kleinen Blick in die Vergangenheit gewähren, ohne dabei zuviel zu verraten. So kann man bis zum Schluß mitraten, wer Täter oder Täterin ist, wer „gut“ und wer „böse“ und was überhaupt das Motiv ist. Dabei gibt es eigentlich gar nicht sonderlich viele Twists in der Geschichte. Der Autor versteht es aber auch so, die Leserschaft im Dunkeln tappen zu lassen.

Kleine Abstriche muss ich diesmal tatsächlich bei den Protagonisten machen. Oft handeln sie wiedersprüchlich, wechseln innerhalb von 2 Sätzen ihre Meinung. Das ging mir teilweise etwas zu schnell. Auch wenn man über etwas nachdenkt und vielleicht sogar seine Meinung komplett ändert... das passiert sicherlich nicht innerhalb von einer Minute. Das ist mir leider ein paar Mal im Buch aufgefallen.
Ansonsten gefallen mir die Figuren, besonders die Hauptcharaktere, die sehr plastisch dargestellt werden, so dass ich sie beim lesen sofort vor Augen hatte. Hier möchte ich die Polizistin besonders hervorheben, deren Gedankengänge ich oft sehr gut nachvollziehen konnte und die mir trotz ihrer „Makel“ sehr sympathisch war. Wer ist schon perfekt?

Sehr gut gefallen hat mir, dass das Thema „Selbstliebe“ in der Geschichte von allen Seiten behandelt wird. Es ist ein wichtiges und positives Thema, gleichzeitig sollte Selbstliebe aber auch nicht in Egoismus münden. Hier scheint sich der Autor kein abschließendes Urteil anzumaßen, sondern hebt Positiv und Negativ gleichermaßen hervor. Seine persönliche Meinung behält er aber für sich, so dass man beim lesen nicht den Eindruck bekommt, in eine bestimmte Richtung gedrängt zu werden.
Dennoch muss ich kleine Kritik am Schreibstil ausüben. Tatsächlich bin ich da von dem Autor anderes gewohnt. Im Prinzip ein gut zu lesender Stil, der einen in die Geschichte eintauchen lässt und Bilder im Kopf erzeugt. In diesem Buch hat mich allerdings sehr genervt, dass immer wieder die Namen der Protagonisten genannt werden. Oft mit Vor- und Zunamen und häufig an Stellen, an denen es einfach nicht nötig wäre. Wenn z.B. Roya in einer Szene ganz alleine ist, ist es einfach nicht nötig immer wieder zu schreiben „Roya ging zum Tisch“, „dann tat Roya dies“ und „hinterher tat Roya das“. Ich weiß, dass das Mädel Roya heißt, es reicht!

Der Showdown hätte meiner Meinung nach etwas länger sein dürfen, war aber spannend und vor allem überraschend. Ich hatte das Ende so nicht kommen sehen und es gefällt mir sehr, wenn ich als Vielleserin noch überrascht werden kann. Ein weiterer Grund, warum ich gerne Bücher von Andreas Winkelmann lese. Und auch wenn ich diesem Buch einen Stern für ein paar kleine Kritikpunkte abziehen muss, freue ich mich schon auf sein nächstes spannendes Werk!