Ein beeindruckender Blick durch die Linse

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sabineelena Avatar

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Die Entwicklung der ersten Leica und damit der Weiterentwicklung der Fotografie beginnt in den 20ger Jahren. Die Auswirkungen des 1. Weltkriegs sind noch spürbar und der Nationalsozialismus, obwohl von vielen noch nicht ernst genommen, treibt schon erste Blüten.
Erzählt wird die Familien- und Werkgeschichte der Familie Leitz, die zunächst bekannt wurde durch die Entwicklung von Mikroskopen und dann durch den genialen Erfinder Oskar Barnack, der die erste Leica herstellte und weiterentwickelte.
Sandra Lübkes verknüpft die Weltgeschichte genial mit jener technischen Errungenschaft der Fotografie und dem Schicksal der Familie Leitz, anderer befreundeter Familien und Werkangestellter.
Nüchtern und sachlich berichtet sie über dramatische und tragische Entwicklungen. Ihr Schreibstil kommt dem Betrachten einer Fotografie gleich, ohne ins Voyeuristische abzugleiten.
Dadurch wirkt die Erzählung an keiner Stelle belehrend. Wie beim Betrachten eines Fotos, bei dem jeder\ jede Betrachter*in das Augenmerk auf einen anderen Ausschnitt richtet.
Dennoch gehen die Schicksalsschläge der Familien, von denen auch die Familie Leitz nicht verschont bleibt unter die Haut. Die Gräueltaten der Nazis, die Judenverfolgung und nicht zuletzt der Krieg selbst hinterlassen Verletzungen und Risse in den Familien, die transgenerational bis in die Gegenwart reichen.
Im Gegensatz dazu fällt ein weiches Licht auf die -auch während des Krieges- soziale und humanistische Einstellung der Familie Leitz, die sich sowohl um das Wohlergehen ihrer Werksangestellten sorgte als auch Freunden und Bekannten in deren Not hilfreich zur Seite stand.
Dieser teils fiktive Roman betrachtet durch eine Linse einen Ausschnitt unserer Geschichte, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart reichen.
Sehr lesenswert!