Spannende Zeitgeschichte wunderbar verpackt!!

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Auf dieses Buch hat mich die stimmungsvolle Farbgestaltung des Covers aufmerksam gemacht und auch, wenn ich anfangs mit dem Bild der drei windzerzausten Frauen auf einem Schiff nichts anfangen konnte, so kann ich diese Szene nach der Lektüre einordnen und verstehen. Ganz besonders gut gefällt mir der Klappentext, denn er fängt den Zauber des Fotografierens und die Bedeutung, die dieses im Roman einnimmt, wunderbar ein.

„Das Licht im Rücken“ von Sandra Lüpkes erzählt die Geschichte der Firma und der Familie Leitz von 1914 bis 1945, spart aber auch Weggefährten und das Zeitgeschehen nicht aus. Im Fokus stehen die Entwicklung, der Einsatz und die Vermarktung der Leica-Kamera, die ganz neue Möglichkeiten der Fotografie bietet und somit viel Zeitgeschehen festhält. Aber auch die persönlichen Schicksale der Menschen kommen nicht zu kurz und bilden das lebendige Setting der Fotografie.

Die Gestaltung des Buches gefällt mir ausgesprochen gut, denn der Vorsatzbereich ist mit realen Fotos der damaligen Zeit gestaltet und im Anhang erfährt der Leser sogar, was darauf zu sehen ist. Außerdem ist jedem neuen Leseabschnitt eine Seite mit dem Bild des entsprechenden Leica-Modells vorangestellt, sowie eine Doppelseite mit einer Weltkarte, die die Verbreitung der Leica veranschaulicht. Das sind für mich wunderbare Ergänzungen zum Text, die mich noch tiefer in die Geschichte hineingezogen und das Geschehen realer haben werden lassen. Dazu zählt auch das Nachwort der Autorin, in dem sie den Roman mit den realen Geschehnissen verknüpft und im Personenregister auch nochmals detailliert aufzeigt, welche Charaktere, Handlungen und Eigenschaften der Realität entsprungen sind und welche ihrer Kreativität.

Der Schreibstil von Sandra Lüpkes tut sein übriges, um ein sehr angenehmes Leseerlebnis zu ermöglichen, denn sie schreibt flüssig, realitätsnah und lebendig. Besonders gefallen haben mir ihre wunderschönen Vergleiche und poetischen Einflechtungen, die so eingebracht sind, dass sie sich wunderbar in den Text fügen und weder aufgesetzt, noch übertrieben wirken, sondern dem Geschriebenen eine anziehende Qualität verleihen.

Die Charaktere der Geschichte sind alle sehr authentisch, lebensnah und ihren Eigenschaften entsprechend gezeichnet, wirken jedoch nicht eindimensional, sondern zeigen Verhalten, die ihren Denkweisen entsprechen. Viele waren mir zudem sehr sympathisch, andere erlebte ich als absolut „fehlgeleitet“ vom vorherrschenden Nazigedankengut und das Zusammentreffen sehr gegensätzlicher Einstellungen hat oft für Spannung gesorgt.

„Aus Sicht der Piloten mag richtig sein, was sie tun. Doch nimmt man alles Zusammen – die ganze Welt, die Menschheit, die Schöpfung -, ist Krieg immer und unumstößlich ein furchtbarer Fehler.“ Nicht nur dieses Zitat von Seite 434 hat mir gezeigt, wie aktuell und tiefgründig diese Geschichte ist! Es erschreckt mich immer wieder aufs Neue, wie wenig lernfähig die Menschheit anscheinend ist und ich frage mich, wie es möglich ist, dass wir einige Jahrzehnte später wieder in einer Welt leben, in der alles aus den Fugen gerät….

Sehr nah an der historischen Realität, spannend, anregend und trotz aller schwierigen Geschehnisse auch wirklich schön, hat „Das Licht im Rücken“ mir eine wunderbare Lektürezeit geschenkt!