Das Liebesspiel

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regenprinz Avatar

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Der Prolog zeigt, was in der Vergangenheit passiert ist und liest sich etwas ungewöhnlich, da die wörtliche Rede ohne Anführungszeichen daherkommt. Auf diese Spielerei wird mit Beginn der eigentlichen Romanhandlung dann - zum Glück - verzichtet. Sprachlich hat mir diese Leseprobe wirklich gut gefallen, die Autorin erzählt eher leise, stellenweise fast poetisch, und mit besonderen kleinen Pointen. Sei es z.B. der Autoaufkleber von Huck, oder "das kleine Nichts", das Marne entschlüpft und deutlich macht, dass sie für Ray etwas empfindet - meist sind es nur Winzigkeiten, aber sie zeigen dem Leser sehr viel. Zum Hintergrund der Geschichte und den Verwicklungen der beiden Familien wird schon einiges angedeutet, das mich neugierig macht. Was hat der Betrug von Luce und Ada vor vielen Jahren ausgelöst? Wer hat Marnes Großvater am Ende ermordet? Wie weit reichen die Ereignisse von damals noch in die Gegenwart hinein? Spannende Fragen, wie ich finde.

Auch die Figuren mit ihren Eigenheiten wirken alle interessant. Marne hat offenbar Schwierigkeiten, ihren Weg im Leben zu finden - momentan schläft sie bei ihrer Mutter auf der Couch, hält sich mit dem Verkauf von Origamifigürchen und Fotorahmen über Wasser und sieht sich ständig der Kritik ihres Bruders ausgesetzt. Als Ich-Erzählerin ist sie dabei durchaus selbstkritisch, ohne dass es aufgesetzt oder allzu flapsig wirkt. Bisher empfinde ich sie eher als schusslig-chaotisch-liebenswert. Und gern würde ich mehr über sie erfahren.

Fazit: Ungewöhnlich schöne Leseprobe! Dieses Buch würde ich sehr gerne lesen.