Anspruchsvoller Liebesroman

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anni1609 Avatar

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  **Anspruchsvoller Liebesroman**

 

Inhalt:

Der Roman dreht sich um zwei Familien, die aufgrund eines knapp 50 Jahre zurück liegenden Mordes miteinander verbunden sind. Im Vordergrund steht dabei die Beziehung zwischen Marne, Enkelin des ermordeten Mannes, und Ray, Sohn der Geliebten des Ermordeten. Die weiteren Familienmitglieder sind mehr oder weniger in die Erzählungen verwoben. Aus verschiedenen Erzählperspektiven werden dem Leser Informationen aus Gegenwart und Vergangenheit anvertraut, die alle mehr oder weniger mit dem Mord in Verbindung stehen.

Beurteilung:

Grundlage des Romans ist ein weit zurück liegender Mord an Luce Weld, Vater von Jane und Großvater von Marne.

In der Gegenwart stellen Jane, Marne und Ada Varick die Hauptfiguren dar. Ada Varick war die Geliebte des Ermordeten, Luce Weld. Aufgrund dieser Liebesbeziehung kam es nach Ansicht der Ortsansässigen zum Mord. Der genaue Mörder konnte nie ermittelt werden, Spekulationen gibt es Viele.

Knapp 50 Jahre nach diesem Mord versucht die Autorin nun Licht in das Dunkel zu bringen. Dazu bedient sich die Autorin des Mittels eines häufigen Perspektivenwechsels. Zu Beginn der einzelnen Kapitel kann der Leser ersehen, aus welcher Perspektive die Erzählung geschildert wird. Die Gegenwart stellt dabei der 23. Juli 2004 dar. An diesem Tag treffen sich Jane und Ada zum Scrabblespiel, zumindest wird dem Leser dies über den Großteil des Buches vorgegaukelt.

Die anderen Kapitel spielen dabei in der Vergangenheit zwischen 1957 und 2004. Interessant ist, dass ausschließlich Jane und Marne in der Gegenwart aus der Ich-Perspektive berichten. Alle anderen Personen und auch die Erzählungen aus der Vergangenheit sind in der 3. Person geschrieben. Damit hebt die Autorin diese beiden Personen, Jane und Marne, deutlich hervor und verleiht ihnen mehr Gewicht.

Zu Beginn ist es für den Leser sehr schwierig, die Handlung nachvollziehen zu können. Aufgrund der doch eher poetischen Schreibweise, der ausufernden Schilderungen und Erzählungen und der vielen Gedankensprünge, ist es schwierig zu folgen und wirkt häufig ein wenig einschläfernd.

Der Aufbau des Romans erscheint zunächst nicht logisch. Der Roman besteht vorwiegend aus zeitlichen Sprüngen und dem schnellen Wechsel der Erzählperspektiven. Zudem erschweren Sprünge zwischen Ich-Erzählern und Erzählern aus der 3. Person das Verstehen. Am häufigsten sind aber Schilderungen aus Sicht von Marne, die sich ausschließlich vom 03. Juni 2004 fortlaufend bis zum 23. Juli 2004 erstrecken, und aus Sicht von Jane, die in der Gegenwart ausschließlich am 23. Juli 2004 stattfinden.

Das Ende des Romans ist eher offen gehalten. Allerdings sind alle Fragen, die sich der Leser während des Romans gestellt hat, geklärt.

Neben Jane und Marne sind vor allem Ray, Huck,  und Ada Varick und Luce Weld von größerer Bedeutung. Ray und Huck sind dabei Söhne von Ada Varick, mit unterschiedlichsten Charakteren. Huck ist deutlich älter als Ray und wird von der Autorin mysteriös dargestellt. Zudem scheint er ein Geheimnis zu verbergen, das es für den Leser aufzudecken gilt. Ray hingegen hat ein Auge auf Marne geworfen, die eine Annäherung von seiner Seite gerne erwidert.

Der Hauptstrang der Handlung ist das Scrabblespiel zwischen Jane und Ada Varick am 23. Juli 2004. Von diesem Strang abzweigend ergeben sich die anderen Erzählungen, rund um die Vergangenheit der beiden Familien, gespickt mit vielen Informationen für den Leser, die zu einem besseren Verständnis führen.

Die Dialoge erlebt der Leser häufig langatmig und aufgrund vieler Gedankensprünge der Erzähler, auch als verwirrend. Häufig werden die Sätze vom Erzähler nicht zu Ende gedacht und bleiben somit unvollständig stehen.

Handlungsort ist ein entlegener, kleinerer Ort, der vor allem im Sommer als Touristenort fungiert. Im Winter sind die Einheimischen vor allem unter sich. Viele Einwohner leben von der Fischerei, die aufgrund des am Ort liegenden Flusses ausgeübt werden kann.

Die Autorin hat sich bei diesem Roman eher für eine stark poetisch-lyrische Sprache entschieden, die dem Roman einen etwas altbackenen Teint verleiht. Die Sprache ist aufgrund schwerer Verständlichkeit sehr anspruchsvoll gewählt. Die Autorin verwendet häufige Gedanken-, Zeit-, Orts- und Personensprünge. Der Leser muss stets schnell umdenken und sich in neue Situationen einfinden. Die Satzlängen sind nicht signifikant lang oder kurz.

Besonders zu Beginn liest sich dieser Roman eher zäh. Es fällt dem Leser eher schwer, die Handlung komplett verfolgen zu können. Vor allem durch die immens große Anzahl an Personen, die gleich zu Beginn vorgestellt werden, verliert der Leser leicht den Überblick. Zum Ende hin wird der Roman allerdings fesselnder und lässt sich flüssiger lesen.

Das Ende des Romans ist nicht verblüffend. Auch wenn alle Fragen des Lesers beantwortet wurden, ist das Ende offen gehalten.

Überraschungen sind wenige enthalten, allerdings hält der Roman ein paar interessante Wendungen und Informationen vor, die der Leser in dieser Art und Weise nicht erwartet.

„Das Liebesspiel“ von Dawn Tripp ist in meinen Augen ein Liebesroman der anspruchsvollen Art, der mit sehr viel Poesie gespickt ist. Die Umschlagsgestaltung ist sehr gelungen, das Cover ist passend gewählt zum Roman. Das Bild mit dem Blick aus dem Fenster, hin zum Wasser, weist bereits auf eine eher ruhigere Erzählung und Geschichte hin. Der Roman ist erschienen im Hardcover und auf sehr festen Seiten gedruckt. Meiner Meinung nach ist das „Äußere“ rundum gelungen.

Fazit:

„Das Liebesspiel“ von Dawn Tripp zählt zur anspruchsvollen Literatur. Das Lesen ist nur möglich mit voller Aufmerksamkeit und Konzentration.

Zunächst fällt es dem Leser ein wenig schwer, sich in den Roman hineinzudenken und der Handlung richtig zu folgen. Dies gelingt zunehmend im Laufe des Romans. Zum Ende hin wird die Handlung immer fesselnder und der Schreibstil erscheint dann auch ein wenig flüssiger.

Alles in Allem ist der Roman lesenswert, sicher aber nicht als kurze Lektüre für zwischendurch!