Die Kehrseite von allem

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owenmeany Avatar

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Wie ein Song von Suzanne Vega mutet mich dieser Roman an: das Wichtigste steht zwischen den Zeilen, und man kann es nur nach und nach herausfischen wie die Buchstaben aus dem Scrabble-Sack. Spröde kommt es anfangs daher, kaum bekommt man die Puzzleteilchen zusammengefügt. Die 50 Seiten, die ich grundsätzlich jedem Buch die Chance gebe, bevor ich es wegen Nichtgefallen beiseite lege, überschritt ich wegen der Rezension um ein Mehrfaches, bis es ungefähr zur Hälfte dann endlich "Klick" machte.

Völlig gelähmt sind zwei Familien buchstäblich durch die Leichen im Keller, und wie Magnete schwanken die Menschen zwischen Abscheu und Faszination, je nachdem, welche Seite sie einander zuwenden. Trotz der überaus subtilen Schilderung bleiben sie merkwürdig blass, aber das ist häufig eine Folge der Ich-Erzählerin, die alles durch ihre Subjektivität filtert und dadurch auch meine Skepsis weckt, was die Schilderung anderer Personen anbelangt. Die zeitliche Dimension ist weitestgehend aufgelöst durch Rückblenden, bei denen man den Überblick behalten muss.

Gegen Ende gewinnt die Erzählung an Fahrt, durch die zunehmenden Kenntnisse kann man neue Elemente besser einordnen und blickt am Schluss erschüttert auf eine hochdramatische Geschichte zweier Familien herab, die aber einen Hoffnungsschimmer für die Zukunft aufglimmen lässt.

Ein Buch, das man sich erarbeiten muss!