Scrabble mit Familiengeheimnissen

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nathanielle Avatar

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„Das Liebesspiel“ als einen Liebesthriller zu bezeichnen, damit tut sich der Verlag keinen Gefallen, das ist Vortäuschung falscher Tatsachen. Dieser Roman ist weder ein Liebesroman noch ein Thriller. Vielleicht wäre tatsächlich Familiendrama die richtige Bezeichnung. Auch stimmt der deutsche Titel gar nicht mit dem Originaltitel überein. „Game of Secrets“ passt wesentlich besser und hätte wörtlich übersetzt werden können.

 

1957 verschwindet Luce Weld, der eine Affäre mit Ada Varick (einer verheirateten Frau) hatte. Drei Jahre später findet sich sein Schädel mit einem Einschussloch. Ist Silas, Adas eifersüchtiger Mann, der Täter?

 

Die Autorin wechselt ständig in den Zeiten. 1957, 1962 und 2004 sind die Jahresangaben, in denen der Roman überwiegend spielt. Auch ändert sich die Erzählperspektive, hauptsächlich wird aus Jane‘s und ihrer Tochter Marne’s Sicht erzählt, mal als Icherzähler, dann wieder in der dritten Person. Aber auch aus Luce’s Sicht wird erzählt und aus Huck’s Perspektive (er ist ein Sohn Adas).

 

Wir schreiben das Jahr 2004: Luce’s Tochter Jane (bei seinem Verschwinden 12 Jahre alt) trifft sich seit Jahren mit der damaligen Geliebten ihres Vaters Ada zum Scrabblespielen. Dieses Scrabblespiel wird ausführlichst beschrieben. Die beiden Frauen sind auf eine Weise freundschaftlich verbunden, können aber doch nicht miteinander sprechen. Die wichtigen Dinge bleiben ungesagt. Die wichtigen Fragen ungefragt.

 

Jane’s Tochter Marne ist seit einiger Zeit wieder zu Hause bei ihren Eltern. Sie und Adas jüngster Sohn Ray kommen sich näher und verlieben sich ineinander. Hat diese Liebe bei der Vorgeschichte zwischen den Familien eine Chance?

 

Das Buch macht es dem Leser nicht leicht sich einzufinden. Die vielen Wechsel der Zeiten und der Erzählperspektiven werden zwar am Kapitelanfang angezeigt, trotzdem ist es schwierig, den vielen Sprüngen zu folgen. Die Autorin verwendet stellenweise eine sehr lyrische und poetische Sprache, allerdings werden viele Sachverhalten nur am Rande oder zwischen den Zeilen erwähnt. Auch schweift z.B. Jane beim Scrabblespielen ständig mit ihren Gedanken ab und macht es dem Leser nicht einfach zu folgen.

 

Trotz der schönen und bilderreichen Sprache kann ich dem Buch nicht mehr als zwei Sterne geben. Es ist mir nicht stimmig genug, vieles wird nur angedeutet, nichts richtig (bis auf die Todesursache Luce’s) aufgeklärt. Das offene Ende passt zwar, gefällt mir aber auch nicht so recht.

 

Und eine Frage zum Schluss: Wie spielt man eigentlich alleine Scrabble?