Zwischen Roman und Lyrik

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**Seitenanzahl:**   310 (gebundene Ausgabe)

**Verlag:** Arche Verlag (23. April 2012)

**Originaltitel:** Game of Secrets

 

**Aufbau und Inhalt:**

Der verheiratete Luce Weld hat ein Verhältnis mit der ebenfalls verheirateten Ada Varrieck. Eines Tages verschwindet Luce spurlos, als Jahre später sein Schädel samt Einschussloch gefunden wird, halten alle Adas Mann Silas Varrieck für den Täter. Gut 40 Jahre später sitzen Ada Varrieck und Luces Tochter Jane bei einer Partie Scrabble. Dabei blicken sie tief in die Vergangenheit. Währenddessen bahnt sich zwischen Adas Sohn Ray und Janes Tochter Marne eine Beziehung ein. Den beiden steht allerdings mehr als ein Familiendrama im Weg.

 

Das Buch ist in 7 Teile geteilt, die wiederum jeweils aus mehreren Kapiteln bestehen. Dazu gibt einen Prolog und am Ende des Buches folgt eine editorische Notiz in der die Quellen der im Buch verwendeten Zitate zu finden sind. In dem Buch gibt es 5 Erzählstränge in 3 verschienen Zeiten. Marne und ihre Mutter Jane erzählen einen Großteil der Geschichte aus jeweils ihrer Sicht im Jahre 2004. Dazu erzählt Jane zusammen mit Huck einem weiteren Sohn von Ada aus dem Jahr 1962, ein kleiner Teil wird schließlich aus dem Jahre 1957 aus Luce Welds Sicht erzählt.



**Eigene Meinung:**

Ich muss ehrlich zugeben, dass mich das Buch sehr enttäuscht hat. Ich habe nicht nur etwas völlig anderes erwartet. Es war der sprachliche Stil, der es mir unmöglich gemacht hat in die Geschichte einzutauchen. Lange verschachtelte Sätze, teilweise völlig unlogisch im Aufbau, eine blumige, sperrige Sprache, alles triefte vor Metaphern, besonders das Licht und die Sterne scheinen es der Autorin angetan zu haben. Ich will nicht bestreiten, dass einige Stellen wirklich wunderschön waren, die Sprache zur Situation passte und ich mir auch mal ein Zitat herausgeschrieben habe. Aber leider war es die meiste Zeit einfach nur anstrengend zu lesen und es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Autorin sich etwas zurück gehalten hätte.

 

Der Stil war an einigen Stellen für mich so kryptisch, dass ich mir nicht mehr sicher war, ob ich die Handlung richtig verstanden habe. Auch für diese Rezension fiel es mir sehr schwer, den Inhalt zusammenzufassen, weil alles irgendwie total schwammig war. Viele Nebensächlichkeiten wurden überaus ausführlich behandelt, während wirklich wichtige Dinge fast unter den Tisch gefallen sind. Dazu haben auch andere Dinge während des Lesens zu wachsender Verwirrung beigetragen. So werden die Familienverhältnisse im Verlauf des Buchs immer komplizierter und verwirren zusätzlich. Ich möchte darauf nicht genauer eingehen, um nicht zu viel zu verraten, aber an manchen Stellen hätte ich mir wirklich einen Stammbaum gewünscht. Hinzu kommt dass während der Teile 1-6 Marne aus dem Juni 2004 erzählt, während Jane aus dem Juli 2004 erzählt. Im letzten Teil erzählen jedoch beide aus der gleichen Zeit, sodass ich zwischenzeitlich über einige Abläufe sehr irritiert war.

 

Die Idee den Aufhänger für das Gespräch zwischen Jane und Ada in ein Scrabble-Spiel zu packen, fand ich eigentlich ziemlich gut und witzig. Leider war die Umsetzung nicht so gelungen. Ich hätte mir mehr Doppeldeutigkeiten und Herausforderungen mit Worten zwischen den Beiden gewünscht. Stattdessen kam das Gespräch erst sehr gegen Ende des Buches überhaupt in Fahrt. Möglicherweise ist dies der Auflösung am Ende geschuldet. Aber für mich hatte es leider die Folge, dass ich mich durch diese Passagen des Buches sehr gequält habe.

 

Warum dieses Buch überdies als "Liebesthriller" angepriesen wurde, ist mir ein einziges Rätsel. Das Liebesspiel hat überhaupt nichts von einem Thriller. Gut, am Anfang stirbt jemand und am Ende weiß man durch wen. Aber einen Thriller macht doch um einiges mehr aus. In meinen Augen gibt es keinen erkennbaren Spannungsbogen. Im Gegenteil wird jede aufkommende Spannung durch den sperrigen Stil eher wieder zerstört. Vor allem nachdem ich zuvor "Nachricht von Dir" von Musso gelesen hatte - in meinen Augen tatsächlich ein Liebesthriller - war ich von dem Buch sehr enttäuscht. Meiner Meinung nach kann man das Buch irgendwo zwischen einem Roman und Lyrik einordnen, im weitesten Sinne ist es vielleicht auch ein Familiendrama. Mag sein, dass dieser poetische Stil mich auch einfach nur überfordert hat, mein Ding war es jedenfalls nicht.

 

Der Originaltitel passt in meinen Augen deutlich besser zu dem Buch. Es gibt zwar auch die ein oder andere Liebesgeschichte, aber darum geht es eigentlich nicht vornehmlich. Es geht eher um unaufgedeckte Familiengeheimnisse und ein Scrabble-Spiel.

 

**Fazit:**

Für die Fans von bildhafter, poetischer Sprache, denen die Geschichte möglicherweise nicht ganz so wichtig ist, vielleicht interessant. Keinesfalls ist das Buch zu empfehlen, wenn man einen Thriller und Spannung sucht.