Familienforschung der anderen Art

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luisa_loves_literature Avatar

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Ich kenne bisher noch keinen der Romane der beliebten und sehr beachteten Autorin, umso mehr würde ich gerne herausfinden, was den Reiz ihrer Erzählweise ausmacht. Da Coming-of-Age-Themen mein Steckenpferd sind, ist der Roman ganz nach meinem Geschmack und auch die Leseprobe finde ich in dieser Hinsicht sehr überzeugend. Sie spielt deutlich mit den typischen pubertären Unsicherheiten, den Schwierigkeiten als Heranwachsende, die Perspektive und die Gedankenwelt der Erwachsenen zu begreifen, und sich mit Altlasten der Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Besonders gelungen ist die Verknüpfung mit der mysteriösen Tante, die eigentlich gar nicht zu existieren scheint - ebenso wenig wie die restliche Familie des Vaters, die nahezu eine weißer Fleck auf der Landkarte Neapels und im Bewusstsein der Erzählinstanz zu sein scheint. Der Schreibstil ist flüssig, aber durchaus anspruchsvoll - ich hoffe aber in dieser Beziehung noch auf etwas mehr Variation und verstärkten Einsatz von Dialogen. Das Cover in seinen Blautönen deutet für mich weniger auf die 90er als auf die 60er hin - aber auf jeden Fall weckt es ein nostalgisches Grundgefühl.