Lügenhaft? Rätselhaft...

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singstar72 Avatar

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Das ist sie nun also. Von der „neapolitanischen Saga“ hatte ich schon verschiedentlich gehört, und war gespannt auf meinen ersten Eindruck dieser Bestseller-Autorin. Im ersten Augenblick bin ich jedoch durchaus unentschieden.

Zugegeben, der allererste Absatz hat meine Neugierde geweckt. Die Erzählerin beschreibt darin ihre eigene zwiespältige Haltung zum Akt des Erzählens, und das in blumigen Worten. Doch was dann folgt, kann ich nicht so recht einordnen.

Der Stil scheint mir schon irgendwie „italienisch“, sehr auf Familie zentriert und sehr blumig. Andererseits kann ich einfach nicht beurteilen, ob das nun große Kunst ist, oder nur überspannt. Das kleine Mädchen kommt langsam dahinter, dass ihre Eltern auch nicht unfehlbar sind, und offenbar nicht immer die Wahrheit sagen. Ja und? Ist das nicht in jeder Familie so?

Der Vater vergleicht das Kind in einem unbeobachteten Moment mit einer ungeliebten Tante. Daraus gleich zu schließen, ihr Vater habe sie nicht gemocht oder für hässlich gehalten, halte ich für vollkommen übertrieben.

Das Mädchen begibt sich auf eine Erforschung der Familiengeschichte. Offenbar gibt es einen ganzen Familienzweig, der mehr oder weniger totgeschwiegen wird. Ich kenne Neapel nicht, um zu beurteilen, wie realistisch das ist. Ist Neapel wirklich so groß, dass es Viertel gibt, die man kaum jemals betritt? Ist man so lange dorthin unterwegs? Und verbirgt sich hinter dem Buch ein Familiengeheimnis, oder einfach nur die Tatsache des Erwachsenwerdens dieses Mädchens?

Wie gesagt, kann ich mir noch kein rechtes Bild machen. Was mich vor allem irritiert, ist, dass das Geschehen aus der Perspektive einer Dreizehnjährigen erzählt wird, aber die Sprache ist durchaus die der erwachsenen Autorin.