Coming-of-Age in Neapel

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prinzessinbutterblume Avatar

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Die dreizehn-Jährige Giovanna wächst in einem mittelständigen und kultivierten Elternhaus auf. Als sie einige Verwandte ihres Vaters kennenlernt, wird sie je aus diesem wohlbehüteten Umfeld gerissen, denn ihr Vater stammte ursprünglich aus einem weniger gut situierten Milieu. Fortan befindet Giovanna sich in einem Konflikt zwischen der Welt, in der sie aufgewachsen ist und dem raueren und vulgäreren Teil Neapels, in dem ihre Tante zu Hause ist.

„Das lügenhafte Leben der Erwachsenen“ war mein erstes Buch von Elena Ferrante. Ich muss sagen, dass ich mit wirklich hohen Erwartungen an die Geschichte gegangen bin – und ich wurde nicht enttäuscht. Was mich am meistern begeistert hat, ist Ferrantes Stil. Ihre Art zu schreiben übt einen unglaublichen Sog aus. Sie schafft tolle Bilder und erzeugt eine sehr intensive Atmosphäre, die das Neapel der neunziger Jahre sehr lebendig vor mir erscheinen lassen hat.

Das Gleiche kann ich über die Gestaltung ihrer Figuren sagen. Wir lernen ein breites Tableau an Personal kennen und fast alle sind wirklich authentisch geworden. Besonders interessant fand ich auch den Kontrast zwischen der kultivierten, mittelständigen Welt von Giovannas Familie und der deutlich schmutzigeren und dunkleren ihrer Tante. Mit der Entdeckung dieser anderen Welt kommt auch Giovannas Welt ins Wanken. Die Figur der Tante ist dabei besonders hervorzuheben, weil sie eine äußerst faszinierende und spannende Persönlichkeit darstellt, die viel dazu beiträgt, dass Giovanna ihr bekanntes Leben in Frage zu stellen.

Das Ende ist sehr offengehalten, aber das ist kein Manko – zum einen passt es perfekt zum Inhalt, eine Auflösung aller Konflikte wäre erstaunlicherweise sogar unbefriedigender gewesen und gleichzeitig lässt es Raum für eine mögliche Fortsetzung.

Alles in einem hat mir dieser Coming-of-age-Roman sehr gut gefallen und ich werde mich demnächst nun auch Ferrantes Neopolitanischen Saga zu wenden.