Bewegend

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meike Avatar

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In „Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete“ erzählt Sharon Cameron die Geschichte der jungen Polin Stefania Podgórska, die während des Zweiten Weltkriegs Juden bei sich zuhause versteckte und dadurch ihr Leben riskierte. Sie verliert viele geliebte Menschen, muss hart arbeiten und sich in einer Stadt behaupten, in der Soldaten durch die Straßen patrouillieren und Misstrauen herrscht. Ermordungen stehen an der Tagesordnung und Angst und Hunger sind Stefanias tägliche Begleiter. Zudem muss sie sich um ihre kleine Schwester Helena kümmern und dafür sorgen, dass auch die von ihr versteckten Juden genug zu essen bekommen.

Die Tatsache, dass dieses Buch auf wahren Begebenheiten beruht, macht es besonders authentisch und ergreifend. Stefania und Helena sind sehr mutige und bewundernswerte Heldinnen, die sich nicht haben unterkriegen lassen und vielen Menschen das Leben retteten. Es freut mich, dass ihrer Geschichte durch dieses Buch Gehör verschafft wurde.

Zunächst fiel es mir allerdings noch etwas schwer, in die Geschichte hineinzufinden. Die Vorgeschichte zu Beginn – noch in der Vergangenheitsform geschrieben – ist sehr gerafft und es fehlt die Zeit, die schlimmen Verluste Stefanias zu begreifen und betrauern. Doch ab dem Zeitpunkt, als ihr guter Freund Max, ein aus dem Ghetto entkommener Jude, bei ihr vor der Tür steht und die Erzählform in Präsens wechselt, hat mir der Roman zunehmend besser gefallen. Zum Schluss war ich regelrecht traurig, Abschied von den mir liebgewordenen Charakteren – insbesondere natürlich Stefania, Max und Helena – nehmen zu müssen.

Gut gefallen hat mir, dass dieses Buch die damalige Situation nicht einfach Schwarz-Weiß darstellt, sondern vielmehr zeigt, dass es auch im Krieg nicht nur Gut und Böse gab. So gab es auch unter den deutschen und polnischen Soldaten durchaus hilfsbereite und mitfühlende Personen, denen das Wohlergehen der Menschen wichtig war und die sich in ihrer Rolle nicht wohlfühlten. Gleichzeitig trifft Stefania aber auch viele Menschen, die ihre neugewonnene Macht ausspielen und Spaß daran haben, Schwächere zu unterdrücken und auszubeuten.

Es ist erschütternd und schwer vorstellbar, wie die Menschen und insbesondere die Juden damals gelitten haben. Dieses Buch erinnert auf eindringliche Art daran und zeigt, dass Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft zu den wertvollsten Charaktereigenschaften zählen, die ein Mensch haben kann.