Mut. Entschlossenheit. Nächstenliebe.

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leseskorpion Avatar

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Fusia, die eigentlich Stefania heißt, muss miterleben wie in ihrer Heimatstadt alle Juden in ein Ghetto eingesperrt werden. Auch Familie Diamant, bei der sie arbeitet und deren Sohn Izio, den sie liebt, sind Juden und werden umgesiedelt. So bleibt sie ganz alleine in der Wohnung zurück und nimmt ihre kleine Schwester Helena auf, weil ihre eigene Familie in alle Winde verstreut ist. Den Kontakt zu Izio und seiner Familie lässt Fusia nicht abreißen, sie versorgt sie über den Stacheldraht hinweg mit dem Nötigsten. Als immer mehr Juden deportiert und umgebracht werden greift Fusia die Idee von Izios Bruder Max auf und beschafft eine größere Wohnung um so viele Juden wie möglich zu verstecken. Dank ihres Muts und ihrer Entschlossenheit und der Klugheit ihrer kleinen Schwester haben diese Menschen eine Chance, diese unmenschliche Zeit zu überleben.

Das Niederschreiben von Stefanias wahrer Geschichte war der Autorin eine Herzensangelegenheit, das konnte ich aus jedem Satz herauslesen. Auch ich bewundere die mutige junge Frau, noch mehr aber die kleine Schwester, die trotz ihrer großen Angst immer so geistesgegenwärtig und klug war. Es wäre nicht überraschend gewesen, wenn ein Kind in diesem Alter aus Versehen die Sache verraten hätte. Ich habe sehr mit diesen eingepferchten Menschen gelitten, sie mussten so viel aushalten. Ohne die permanente Angst vor Entdeckung wäre es sicher nicht möglich gewesen so lange so still und so zusammengepfercht auf dem Dachboden auszuharren. Der Autorin gelingt es so perfekt, diese beklemmende Atmosphäre zu vermitteln, dass ich manchmal das ungute Gefühl hatte, mittendrin zu sein.

Besonders gefallen hat mir, dass Stefania immer einen Ausweg gefunden hat, so bedrohlich die Situation auch war. Und immer wieder hat sie wider Erwarten jemanden gefunden, der ihr weiter geholfen hat. Es ist trotz aller furchtbaren Geschehnisse in dieser Zeit doch tröstlich, dass es auch gute, mitfühlende Menschen gegeben hat.
Nach dem Lesen dieses Buches ist es mir noch schleierhafter, wie es kommt, dass in der heutigen Zeit rechte Ideologien wieder mehr und mehr Anhänger gewinnen. Es kann doch nicht erstrebenswert sein, diese Gräuel zu wiederholen?

Mein Fazit: Eigentlich müsste dieses Buch Pflichtlektüre an allen Schulen sein. Wenn ich 10 Sterne vergeben könnte, würde ich es tun.