Camel, die im Nebel verschwand

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dicketilla Avatar

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“ Ich träume oft von Camel. In meinen Träumen geht sie immer rückwärts.”
Das sind die ersten Zeilen , die sofort eine Verbindung zum Titel herstellen.
Camel die Tochter, die plötzlich verschwand, Beth, die Mutter, die sich schuldig fühlt.
In ihren Träumen begegnen sie sich, greifbar und doch so weit entfernt.

Camel, die immer etwas verhuscht wirkt, mit einem außergewöhnlichen Verstand gesegnet,
fühlt was die Menschen empfinden, deren Energie erkennt.
Ihr bereits bewusst war, dass sie nicht immer bei der Mutter bleiben könnte.
Schon einmal hatte Beth diese Angst spüren müssen, als Camel in einem Irrgarten verschwand,
ein Tag der ihrem 8. Geburtstag gewidmet war. Doch damals fand man sie schlafend unter einer Hecke.
Beth litt sehr unter der Trennung von Paul, seid einem Jahr war sie nun schon allein erziehend, und Vieles war schwerer geworden. Camel hatte oft den Streit der Eltern gehört, doch ihr gegenüber lächelten sie ihn immer weg.

“ Für die meisten Erwachsenen sind Kinder nur Mäuse auf dem Boden. Mit einem winzigen Gehirn.” (S.33)

Auf einem Geschichtenfestival fühlt sich Camel von der führsorglichen Mutter bedrängt, versteckt sich unter einem Tisch in einem Zelt. Schnell verfällt sie in Gedanken, wieder in ihrer eigenen Welt, den Zeitwechseln, versunken. Ohne Zeitgefühl beginnt sie dann ihre Mutter zu suchen, ohne zu wissen, dass diese bereits voller Panik nach ihr sucht, umgeben von einem dichten Nebel, der die Suche noch erschwert.
Dann kommt ein alter Mann auf Camel zu, behauptet die Mutter hätte einen Unfall gehabt.
Stellt sich als ihr Großvater vor, den sie nie kannte, will mit ihr ins Krankenhaus fahren.

Eine Geschichte, die im Wechsel von Beth oder Camel erzählt wird. Wir als Leser bereits immer einen Schritt weiter sind, aber dennoch die Verzweiflung der Mutter und Tochter ertragen müssen.
Der Leser erlebt aber auch das Selbstbewusstsein, die unerschütterliche Liebe, der Zwei, zueinander.
Camel, die unter falschen Tatsachen von ihrer Mutter getrennt ist, dennoch nicht verzweifelt, sich der Loyalität verpflichtet fühlt, zu diesem alten Mann, der sich ihr Großvater nennt, der sich seinem Glauben, Wahn nicht entziehen kann, denkt das Richtige zu tun.
Beth, die beginnt ihr Leben zu überdenken, verzeihen kann, einen neuen Weg findet, aber nie die Suche nach Camel aufgibt.
Kate Hamer hat eine Geschichte geschrieben, die voller Spannung, Liebe , in wunderbaren Worten gefasst ist. Man klebt fast an ihnen, so intensiv reißt sie den Leser mit, lässt ihm an Ende nachdenklich zurück.

“Niemand sagt einem, wie es ist , ein Kind zu haben. Niemand sagt einem, dass es nichts als Sorgen, Sorgen, Sorgen bedeutet. Welt ohne Ende. Dass sie unser Schicksal, unser Überleben in ihren Händen halten, während wir vorher frei waren - frei, ohne es zu wissen. Dass es einen zerstört, wenn ihnen etwas zustößt, und man dieses Wissen ständig mit sich herumträgt.” (S.214)