Jedenfalls kommt sie nie näher...

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Nachts, in meinen Träumen, geht sie rückwärts auf das Haus zu – oder entfernt sie sich davon? Jedenfalls kommt sie nie näher…

Cover:
Auf dem Cover sieht man eine blaue Holzvertäfelung, die quer montiert ist. Davor schwebt ein Mädchen in einem roten Kleid, den Mund zusammengepresst. Nur das Gesicht sieht man deutlich, der Rest wirkt leicht verschwommen.
Was mich sofort störte sind die glatten Haare, denn schon in den ersten Seiten werden Carmels wilde, ungebändigte Locken beschrieben. Ich habe mir das Originalcover angesehen, ein roter, zerbrochener Knopf auf einem roten Hintergrund, das erscheint mir passender.
Inhalt:
Beth hat sich vor kurzem von ihrem Mann Paul getrennt, sie lebt allein mit ihrer achtjährigen Tochter. Carmel ist ein außergewöhnliches Kind, oft in Gedanken versunken, sehr intelligent aber manchmal etwas verloren.
Schon früh fürchtete sich ihre Mutter, dass sie eines Tages verschwindet…
Bis es wirklich passiert! Bei einem Ausflug, in einer großen Menschenmenge, verliert Beth Carmel aus den Augen und sie verschwindet…
Ein fremder Mann behauptet, ihr Großvater zu sein und erzählt ihr, ihre Mutter hätte einen Unfall gehabt. So bringt er Carmel dazu, mit ihm zu gehen…
Abwechselnd wird aus Beths und Carmels Perspektive erzählt, wie sie versuchen, weiterzuleben, sich an die neue Situation anzupassen und weiterzumachen, weil sie müssen…

SPOILER! SPOILER! SPOILER!
Wer vorhat, das Buch selbst zu lesen, sollte die nächsten Zeilen auslassen!
Carmels Entführer Dennis ist ein streng gläubiger Mann. Er setzt sie unter Medikamente und bringt sie in ein fernes Land. Dort lebt sie mit Dennis Lebensgefährtin Dorothy und ihren Zwillingstöchtern Silver und Melody, die für sie zu Freundinnen werden.
Dennis sieht in Carmel eine Heilerin, und es scheint, als hätte sie wirklich die Fähigkeit, Menschen durch Händeauflegen von ihren Leiden zu erlösen. Er schleppt sie von Ort zu Ort, immer getrieben von der Angst, jemand könnte sie erkennen, und führt sie wie ein Wundertier gegen Geld vor.
Er hofft, durch sie reich zu werden und vor allem, dass sie ihn selbst eines Tages von seinen Schmerzen erlösen könnte.
Auch Beth versucht, mit ihrem Leben weiterzumachen, gibt aber die Suche nach Carmel niemals auf. Immer wieder druckt sie Flyer, engagiert Privatdetektive um ihr Mädchen zu finden…
Als 09/11 passiert, muss sie ihr Leben überdenken… Denn sie freut sich über das Ereignis, freut sich darüber, dass auch für andere Menschen das Leben aus den Fugen gerät, nicht nur ihres. Und muss feststellen, dass sie so, wie sie im Moment ist, nicht der Mensch ist, zu dem ihre Tochter zurückkommen soll…

Wie es mir dabei ging:
Schon beim Verfassen des Leseeindruckes war ich mir nicht sicher, ob ich mich für diese Buch überhaupt bewerben will… Nicht, weil mir der Stil nicht gefallen hätte, aber…
Ich habe selbst eine achtjährige Tochter und den Gedanke daran, dass Kindern etwas passieren kann, schiebe ich oft weit von mir. Daher habe ich mich im ersten Moment gar nicht recht über meinen Gewinn freuen können.
Und hätte dadurch ein ungewöhnliches, unglaublich packendes Buch verpasst!!!
Schon von der ersten Seite weg hat einen die Autorin im Griff und lässt einen nicht mehr los! Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen, erst noch, weil ich unbedingt wissen wollte, was der Entführer mit ihr vorhat, dann, weil die Geschichte so unglaublich unglaublich ist!
Carmels unglaubliche Fähigkeit, die nie genau erklärt wird, die zarten Fäden, die sich immer wieder zwischen ihr und ihrer Mutter spannen… Die Art, wie sie ihre Leben wieder in die Hände nehmen, in den Fesseln, die sie binden doch ihre Freiräume erkämpfen!
Ein unglaublich schönes, trauriges, spannendes Buch!

Fazit:
Für mich das beste Buch des Jahres! 5 Sterne +!