Mein kleines Heckenkind

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
brenda_wolf Avatar

Von

Das Mädchen Carmel ist speziell. Ihr Vater sagt, sie hätte eine alte Seele. Die Lehrerin hält sie für hochintelligent, allerdings befindet sie sich manchmal wie auf einem anderen Planeten. Ihr Wortschatz ist extrem fortgeschritten und ihre Vorstellungskraft erstaunlich. Die Mutter nennt sie ‚Mein kleines Heckenkind‘, denn Carmels Haare stehen immer wild ab und sie sieht oft aus, als hätte sie jemand rückwärts durch die Hecke gezogen. Die Ehe der Eltern ist in die Brüche gegangen. Beth, die Mutter trennte sich von Paul und wirft seine Sachen aus dem Schlafzimmerfenster. Nun lebt Paul bei Lucy.

An Carmels 8. Geburtstag geht das Mädchen zum ersten Mal verloren. Sie macht mit der Mutter einen Ausflug in einen Irrgarten und wird erst spät am Abend schlafend unter einem Baum gefunden. Ihre Mutter reagiert panisch und möchte von nun an ihr Kind am liebsten einsperren, nie wieder aus den Augen lassen. Seit Beth Single ist macht sie sich um vieles Sorgen, hat starke Verlustängste. Carmel reagiert auf diese Enge genervt.

„Ist dir eigentlich klar, dass ich nicht immer bei dir sein werde?“ hatte Carmel einmal zu ihrer Mutter gesagt. Und dann verschwindet Carmel auf einem Geschichtenfestival wirklich spurlos.

Die Geschichte wird abwechselnd von der Beth und Carmel erzählt. Ich konnte mit der Mutter den großen Verlust fühlen, ihre Schmerzen nachvollziehen, ihre quälenden Fragen nach der Schuld, die Ungewissheit, ob ihre Tochter noch lebt. Das alles hat die Autorin sehr gut rüberbringen können.

Carmels Erzählung hat mich berührt. Auch wenn sie eine starke kleine Persönlichkeit ist, so ist sie doch ein Kind, dass Unvorstellbares erleben muss.

Beth Leben muss weitergehen, so tief der Schmerz sitzt, sie entwickelt sich zu einer reifen Persönlichkeit, schafft es sich mit dem Leben auszusöhnen, aber sie gibt nie die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihrer Tochter auf.

Ein wirklich schönes Buch, das ich gerne gelesen habe. Die Autorin Kate Hamer hat ihre Protagonisten gut ausgearbeitet, und gestattete den Leser Einblick in deren Psyche. Der Erzählstil ist leicht lesbar, trotzdem hinterlässt er an vielen Stellen einen nachdenklichen Leser. Und das liebe ich an Büchern.