Nur Mut

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regenprinz Avatar

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Dieses Buch lässt mich auf seltsame Weise nachdenklich zurück. Es ist schön erzählt, die Geschichte berührt. Carmel ist ein ungewöhnliches Mädchen, ich mochte sie mit all ihren Eigenarten, ihrer Tiefe, ihrer inneren Stille, wenn sie nach außen nur "verträumt" oder abwesend wirkt. Sie ist wirklich im positiven Sinne eine tolle Romanfigur. Gleichzeitig spricht das Buch vermutlich jede Frau an, die selbst Kinder hat, und die all ihre Ängste, es könnte ihnen etwas zustoßen oder sie könnten auf irgendeine Weise "verloren gehen", hier eindrücklich wiederfindet. Doch weil Carmel eben wie Carmel ist, nimmt die Handlung hier einen für mich etwas unerwarteten Verlauf und war ich anfangs davon noch angetan, so fand ich später etliches doch eher unglaubwürdig.
ACHTUNG, SPOILER FOLGEN!
Nicht unbedingt einmal Carnels besondere Fähigkeit, die dann eine Rolle spielt, störte mich hier, sondern z.B. dass sie ja offensichtlich überall Zeichen und Hinweise hinterlässt und niemand je darauf aufmerksam wird. Und ist es wirklich so einfach, mit ihr das Land zu verlassen? Was wurde aus jener Mercy, die muss doch irgendwo aufgetaucht sein, wenn sie wirklich einfach nur zurückgelassen wurde? Die hätte doch geredet, oder nicht?
Gelungen fand ich wiederum dargestellt, wie Carmel sich bemüht, an ihrer wahren Identität und ihren Erinnerungen festzuhalten. Der besondere Faden, der Mutter und Tochter hier verbindet, ist beim Lesen gut spürbar, denn auch Beth hält ja eisern an ihrer Hoffnung fest, auch wenn ihr Leben ihr lange Zeit vor Verzweiflung fast aus den Fingern gleitet. Besonders schön fand ich, dass beide aus den gleichen Worten ("Nur Mut") Kraft ziehen, sich erinnern und zum Durchhalten anspornen. Die Entwicklung, die Beth durchläuft und wie sich die Familiensituation mit ihren Eltern sowie Paul und Lucy verändert, fand ich nachvollziehbar und eindringlich beschrieben. Auch Carmels Weg und vor allem ihre Freundschaft mit Melody fand ich bewegend. Mit den übrigen Figuren um sie herum hatte ich eher so meine Schwierigkeiten. Ich habe mich eben öfter gefragt, wie realistisch das Ganze noch ist ... und war nicht wirklich überzeugt von allem. Auch das Ende fand ich dann ein bisschen sehr abrupt und kurz gehalten.
Trotzdem möchte ich dem Buch vier Sternchen geben, ich habe es gerne gelesen und einen leisen Nachhall des Erzählten spüre ich immer noch.