Schmerzhafte Trennung

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bedard Avatar

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Die Beziehung zwischen Paul und Beth ist gescheitert, die gemeinsame achtjährige Tochter Carmel bleibt nach der Trennung bei ihrer Mutter. Mühsam bewältigt Beth den Alltag, finanziell kommen beide nur knapp über die Runden. Trotzdem versucht Beth, mit Carmel zumindest gelegentlich Ausflüge zu unternehmen oder ihre anderen Wünsche zu erfüllen. Dabei ist Beth allerdings oft ein bisschen überbeschützend. Carmel versucht manchmal, sich dem zu entziehen, hat dann aber auch wieder Schuldgefühle.
Bei einer Art Volksfest versteckt Carmel sich, und dieses Mal findet ihre Mutter sie wirklich nicht wieder. Carmel ist von einem älteren Mann mit einer Lüge von dem Festgelände weggelockt worden. Während eine großangelegte Suchaktion nach dem Kind startet, wird Carmel in die USA entführt und lebt dort bei ihrem vermeintlichen Großvater. Gemeinsam mit ihm und seiner Freundin und deren Töchtern ziehen sie in einem ausgebauten Truck von Ort zu Ort. Immer auf der Suche nach Menschen und Gemeinden, die an Heilung durch unerklärliche Kräfte glauben. Denn das ist die Fähigkeit, die Carmels Entführer in ihr entdeckt hat.
Der Roman wird in meist sehr kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Sicht von Carmel und von Beth erzählt. Während das Kind versucht, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, gibt Beth sich die Schuld am Verschwinden ihrer Tochter. Lange Zeit bestimmt die verzweifelte Suche Beth’ Leben, bis sie fast daran zerbricht. Gleichzeitig entsteht eine neue Nähe zu ihren Eltern und zu Paul und dessen neuer Familie.
Trotz einiger Längen im Mittelteil hat mir der Schreibstil in einfachen, klaren Sätzen gut gefallen. Auch die eigentliche Geschichte, nämlich den Verlust eines Kindes durch Trennung ohne Gewissheit über den Verbleib, fand ich gut und glaubwürdig geschildert. Selbst die Kapitel aus der Sicht Carmels haben mich großen Teils überzeugt, wenn auch die Sprache nicht unbedingt zu dem Alter des Kindes passte.
Schwierigkeiten hatte ich mit den übersinnlichen Fähigkeiten Carmels. Aber das ist sicher auch Geschmackssache.