vom Suchen und Finden

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miro76 Avatar

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Carmel ist ein besonderes Mädchen. Sie ist fantasievoll, schlau und einfühlsam. Doch manchmal scheint sie völlig abwesend. Dann verliert sie sich in der Zeit.
Zu ihrem neunten Geburtstag besucht Carmel mit ihrer Mutter Beth ein Geschichtenfestival. Im ersten Zelt wird die Geschichte von einem Mädchen und ihren Großeltern erzählt. Als im Anschluss das Publikum aufgefordert wird, Fragen zu stellen, erzählt Carmel, dass sie ihre Großeltern nicht kennt.
Wenig später zieht ein starker Nebel auf und alle Leute drängen in die Zelte. Im Gewühl werden Carmel und ihre Mutter getrennt. Carmel versteckt sich unter einem der Tische, um in Ruhe ein Buch anzuschaun. Darüber vergisst sie die Zeit und bleibt viel länger versteckt als vorgenommen. Währenddessen sucht ihre Mutter bereits verzweifelt nach ihr.
Doch von Carmel fehlt jede Spur. Auch die Polizei tappt im Dunkeln. Immer wieder gibt es Indizien, doch jedes Mal stellt sich die Spur als Irrweg heraus.
Carmels Mutter gibt sich selbst die Schuld und verzweifelt fast daran.
Immer wieder sucht sie nach Carmel, versucht Spuren zu finden über Bekannte und Zufallsbekanntschaften.
Durch diese Tragödie findet Beth wieder zu ihren Eltern und Freundschaft bei Paul, ihrem Exmann bzw. Carmels Vater und dessen Frau Lucy.

„Warum kommen Frauen mit Kuchen und Verbänden, mit Tee und tröstenden Händen, wenn das Unglück zuschlägt? Es ist die Komplizenschaft der Gebärenden, dass Aufbahren der Toten. Sie heben die Trümmer der Tragödie auf und versuchen sie wieder zu kitten.“ (S. 269)

Währenddessen findet sich Carmel in einem zum Wohnmobil umgebauten Truck wieder auf einer skurrilen Reise quer durch Amerika.

Kate Hamer hat hier ein spannendes Debüt vorgelegt. Die Story konnte mich sofort in ihren Bann ziehen. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht der Mutter und aus Carmels Sicht. Das ist vor allem anfangs interessant, wo die beiden noch nicht getrennt sind. Dass sich Mutter und Tochter nicht immer einig sind, wie sie den Alltag wahrnehmen, hat die Autorin hier gut herausgearbeitet.
Später trennen sie ihre Wege und es ergeben sich zwei Erzählstränge.
Den Schmerz und Kummer der Eltern im Erzählstrang der Mutter kann man gut nachvollziehen und man kann Beths Handlungen in ihrer Verzweiflung absolut verstehen. Doch findet sie über die Jahre einen Weg mit ihrem Leid umzugehen.
Carmels Reise driftet leider immer mehr ins Mystische und Obskure ab. Was anfangs wie der Wahn eines Fanatikers scheint, wird plötzlich zur Tatsache und nimmt diesem Handlungsstrang für mich jegliche Authentizität. Daher bekommt dieses Buch auch nur drei Sterne, denn ab der Hälfte zieht sich alles in die Länge und wird völlig Unwirklich.