Die Magie des Lichts

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owenmeany Avatar

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Bevor dieser ganze Fantasyhype einsetzte mit seiner Massenware, willkürlich zusammengepuzzelt aus lauter Versatzstücken, war ich ganz wild auf diese märchenhaften Stoffe, habe mich dann nach mehreren Enttäuschungen völlig davon abgewandt. Aber nun also ein Glasmädchen.

Beziehungsreich ist schon einmal der Name ihres Gegenspielers: in den Händen von König Midas verwandelte sich ehemals alles zu Gold und er musste verhungern. Das poetische Intro des Verlags macht Lust auf das Buch, aber hier soll nur der Text für sich sprechen.

Sehr pittoresk beschreibt Shaw die Landschaft, über die der Fotograf Midas einen Lichtstrahl verfolgt, um schließlich auf Ida zu treffen. Das Display der Kamera, die Flipflops auf dem Foto bilden Kontraste zu der Zeitebene, in der Fantastisches in der Regel angesiedelt wird. Als er sich nach einem munteren Gespräch von der reizvollen jungen Dame verabschiedet, weiß er noch nicht, was dem Leser vom allwissenden Erzähler im zweiten Abschnitt eröffnet wird: Ida hat gläserne Füße. Sie wohnt noch nicht lange auf St. Hauda's Land, einer von der Erosion bedrohten Inselgruppe im wirtschaftlichen Niedergang wegen des infolge des Walfangverbots unrentablen Fischfangs und wenig Tourismus, dafür einer Einwohnerschaft von lauter Eigenbrödlern.

Einen roten Faden bildet die visuelle Thematik der Farben. Manche Gegenstände werden zunächst nur angerissen: was hat es mit Midas' Familie auf sich, wie hat ihn Natasha so enttäuscht, dass er nur noch allein sein möchte - ich bin gespannt auf die Ausführung. Über allem hängt ein melancholischer Schleier, den man gerne lüften möchte. Henri Fuwa bietet sich als Schlüsselfigur an, denn er kennt die Geheimnisse der Ochsenmotten, des Tiers, dessen Blick alles in strahlendes Weiß verwandelt, und der Körper aus Glas in den Sümpfen.

Ein vielversprechender Anfang!