Fantasievoll, aber auch traurig machend

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pharo72 Avatar

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Ein halbes Jahr nach ihrem Sommerurlaub auf St. Hauda's Land kehrt die junge Ida Maclaird zurück auf die Insel, um Henry Fuwa zu suchen. Der kautzige Einsiedler, den sie damals kennenlernte, erscheint ihr als Einziger in der Lage, ihr zu helfen. Denn Ida beginnt von den Füßen angefangen zu Glas zu werden. Bevor sie eine Spur von ihm entdeckt, begegnet ihr im Sumpf der schüchterne Midas Crook, der seiner größten Leidenschaft, der Fotografie, nachgeht. Beide spüren sofort eine Verbindung und begeben sich gemeinsam auf die Suche nach einer Lösung für Idas Problem, wobei sie sich unweigerlich näher kommen.

 

**Meine Meinung:**

 

Rein von der Aufmachung her würde dieses Buch von mir volle 5 Sterne erhalten. Schon der Schutzumschlag mit Spotlack drückt die winterlich kühle, aber auch geheimnisvolle Stimmung, in welcher der Roman spielt, sehr gut aus. Ein besonderes Highlight ist aber der silberne Rundumschnitt, der wunderschön glitzert und an das ganze Eis, den Schnee und das Glas im Buch erinnert.

 

Nun aber zum Inhalt. Leider konnte mich der Roman letzten Endes dann doch nicht vollständig überzeugen. Unbestritten hat der Autor eine große Begabung für Beschreibungen und das Schaffen von Atmosphäre. Fast schon poetisch wirken einige Metaphern, sehr bildhaft die ganze Darstellung der Natur, aber auch die Einblicke ins Wesen der Protagonisten, die auch eine glaubhafte Entwicklung durchmachen.

 

Ein großer Minuspunkt ist für mich allein schon die ganze Tragik der Geschichte, eine durchweg melancholische bis deprimierende Grundstimmung. Jedes kleine Aufflackern von Hoffnung auf ein glückliches Ende wurde schnellstens abgetötet. Überhaupt hat jede der Figuren auf tragische Weise eine Liebe verloren. Das passt zwar zur Jahreszeit, aber gerade in einer Liebesgeschichte, die zusätzlich noch extrem langsam in Fahrt kommt, brauche ich ein wenig Zuversicht. An manchen Stellen, als eine Lösung oder wenigstens Erklärung so nahe war, hätte ich vor Frustration aufschreien mögen, als diese dann doch nicht genutzt wurde.

 

Die Rückblenden in die Vergangenheit einiger Nebenfiguren machen zwar teilweise Sinn, was die Motivation der Hauptfiguren, speziell im Fall von Midas, angeht, bremsen aber die Handlung auch sehr aus.

 

Schlussendlich hinterlässt das Buch viel zu viele offene Fragen, was es für mich noch unbefriedigender macht, weil es ein in sich abgeschlossener Roman ist. Die geflügelten Rinder sind zwar eine nette Idee, aber warum das Ganze? Ebenso das geheimnisvolle Wesen, das alles in weiß verwandelt. Es wird kurz erwähnt, hat aber eigentlich keine Bewandtnis. Die alles entscheidende Frage aber, warum Ida überhaupt anfällig für diese „Krankheit“ war, bleibt ebenso unbeantwortet. Da hätte es auch jeden x-beliebigen Touristen treffen können.

Wer eine leise, das Gemüt anrührende Liebestragödie mit einem Schuss Magie lesen mag, ist sicher mit diesem Buch gut bedient. Bei mir hat es nach dem Zuklappen kein gutes Gefühl hinterlassen, eher Enttäuschung und Desillusioniertheit, weswegen ich auch nur 3,5 Sterne vergeben kann.