Märchenhaft

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joseyra Avatar

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In Ali Shaws „Das Mädchen mit dem gläsernen Füßen“ treffen zwei ganz tiefgründige Charaktere in einer ganz wunderbaren, märchenhaften Welt aufeinander.
Auf der Suche nach Heilung von einer Krankheit, die Ida seit ihrem Besuch auf den St. Haudas Inseln peinigt, kehrt sie zu ihrem ehemaligen Urlaubsdomizil zurück. Dabei trifft sie auf Midas, einen jungen Fotographen, der ihrem Geheimnis, den gläsernen Füßen, schnell auf die Schliche kommt und ihr auf der Suche nach einem Gegenmittel helfen will. Obwohl ihre Persönlichkeiten doch äußerst verschieden sind, beide mit ihren Stärken und Schwächen, Geheimnissen und erlittenen Kränkungen, kommen sie sich langsam näher. Ob es ihnen gelingen wird, das Glas, das sich immer weiter ausbreitet, aufzuhalten?

Von Anfang an merkt man, dass dieses Buch etwas Besonderes ist. Das beweist schon die Hülle, in der die Worte von Shaw verpackt wurden. Der silberne Schnitt sowie die mit Blumenornamenten verzierten Kapitelanfänge, die sich auch auf dem Cover wiederfinden, sind fein und schlicht gestaltet. Als nächstes sind besonders die zwei Hauptcharaktere hervorzuheben, die so wunderbar vielschichtig und überhaupt nicht stereotypisch beschrieben werden. Sicherlich, manche Handlung, auch der weniger wichtigen Personen, sind nicht unbedingt nachfühlbar, aber zumindest nachvollziehbar, was der ganzen Geschichte so real werden lässt, obgleich doch so viele märchenhafte und phantastische Elemente in dem Roman enthalten sind. Und auch diese sind nicht Klischees nachempfunden, sondern neue, untypische Ideen. In dem Maße mit der Wirklichkeit verwoben wirken sie echt und durch die sprachliche Gewandtheit des Autors, die so schöne Bilder hervorruft, auch im Kopf materialisiert. Das einzige, was dem Ganzen bei all der literarischen Schönheit etwas abhanden geht, ist die Spannung. Für Leser, die sich nicht an der schlichten Magie der Wörter erfreuen können, dürften sich die Beschreibungen in dem Buch des Öfteren ziemlich in die Länge ziehen, sodass das Tempo des Plots etwas auf der Strecke bleibt und so manchem vielleicht sogar die Lust am Lesen vergeht. Aber das ist nicht zwingend, denn völlig frei von Spannung ist der Roman garantiert nicht, schließlich möchte man bis zum Ende wissen, ob Midas und Ida ein Heilmittel gegen das Glas finden und wie sich die Beziehung zwischen den beiden weiter entwickelt. Allerdings lässt auch das Ende für manches Gemüt zu wünschen übrig, denn relativ vieles bleibt zum Schluss noch ungeklärt. Für einen alleinstehenden Roman ist der Informationsgehalt jedenfalls etwas unbefriedigend, bleibt also zu hoffen, dass noch ein weiterer Teil folgen wird.

Insgesamt ist Shaws Roman „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ absolut empfehlenswert. Es bietet nur wenig Kritikpunkte und dafür eine hübsche Aufmachung, schöne phantastische Elemente sowie sehr tiefgründige Charaktere.