Schön, traurig aber nicht meins

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deborahs bücherhimmel Avatar

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Zunächst etwas zur Optik des Buches: Es ist einfach wunderschön gestaltet, allein schon das Ansehen des Covers macht neugierig auf das Buch. Sehr gelungen finde ich den silbernen, glitzernden Schnitt. Ein echter Hingucker! Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen und habe mich riesig gefreut, es tatsächlich gewonnen zu haben.

Wer traurige, in schönen Bildern erzählte Geschichten mag, wird dieses Buch vermutlich lieben. Ich persönlich bin etwas zwiegespalten. Einerseits fand ich die Geschichte sehr schön, aber andererseits war ich auch sehr froh, als sie zu Ende war. Das Ganze war mir doch etwas zu monochrom (um bei den Begrifflichkeiten aus dem Buch zu bleiben, hier geht es ja auch oft um Midas Schwarz-Weiß-Fotografie). Das Leben auf St. Hauda's Land scheint insgesamt nur Schwarz-Weiß zu sein. Um so weiter ich voran kam, umso trister und deprimierender fand ich diese Umgebung. Es wirkt alles sehr deprimierend - da hilft auch die zart erblühende Liebesgeschichte zwischen Ida und Midas, dem schüchternen jungen Mann nichts. Dieser Effekt wird noch verschlimmert durch die ständig und unerwartet einfließenden Rückblenden - die ich im Übrigen teilweise als störend für den Fluss der Geschichte empfand - hier geht es um verlorene Liebe, unerwiederte Liebe, zerrüttetes Familienleben bis hin zum Selbstmord.

Umso trauriger erscheint es, dass Ida mit allen Mitteln dagegen kämpfen möchte, zu einer Glasfigur zu mutieren. Midas will ihr hierbei helfen, ist aber furchtbar unbeholfen und dank seiner Vergangenheit ziemlich verklemmt und verkorkst. Langsam aber sicher schafft er es, sich Ida zu öffnen und das Leben nicht mehr nur durch seine Kamera zu betrachten, doch da ist es für Ida schon fast zu spät. Midas entscheidet sich letztendlich gegen ein monochromes und für ein buntes Leben.

Was mich ungemein stört an diesem Buch - oder allgemein an allen Büchern dieser Art - ist, dass bis zuletzt nicht klar wird, was es überhaupt für ein Tier ist, das alle Lebewesen in seiner Umgebung durch seinen Bick zu Glas werden lässt. Und vor allem: Warum tut es das? Was wird aus den Glas-Menschen und -Tieren - leben sie noch auf irgendeine Art, können sie erlöst werden? Das gäbe Raum für eine Fortsetzung des Buches. Aber ich vermute, eine solche ist nicht vorgesehen.

"Das Mädchen mit den gläsernen Füßen" bleibt eine mysteriöse auf ihre Weise sehr schöne, wenn auch todtraurige Geschichte. Ein Märchen ohne Happy End, also eher Brüder Grimm im Original als Disney in der Alles-wird-gut-Variante.

Vielleicht habe ich das Buch zu einem falschen Zeitpunkt gelesen, denn wie es der normale deutsche Winter so an sich hat, ist diese Zeit ohnehin schon trist und ziemlich deprimierend. Vielleicht hätte es mir besser gefallen, wenn ich es im Frühjahr oder Sommer, den farbigen und freundlicheren Jahreszeiten, gelesen hätte. Zum jetzigen Zeitpunkt und mit meinem derzeitigen Winterblues hat es meine Erwartungen jedoch leider nicht erfüllt. Dennoch war es mal wieder etwas ganz Anderes.

In diesem Fall kann ich keine Empfehlung dafür oder dagegen geben - das ist meines Erachtens reine Geschmackssache. Vielleicht einfach erstmal reinlesen.