Anspruchsvolles und mitreißendes Debüt

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monika85 Avatar

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In ihrem Debütroman "Das Pfauengemälde" erzählt Maria Bidian die Geschichte der Cutterin Ana, die zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters Nicu in dessen Heimat Rumänien reist. Nach langer Prozessdauer soll ihre Familie endlich vor über 70 Jahren von den Kommunisten enteigneten Besitz zurückerhalten. Dazu gehört neben dem Rumänischen Haus nebst Einrichtung und weiteren Immobilien auch das Pfauengemälde, ein Familienerbstück, von dem Nicu seiner Tochter oft erzählt hat. Er hatte sich immer gewünscht, das Bild, das er liebte, zurückzubekommen und an Ana zu vererben.

Bei der Großfamilie in Rumänien angekommen, erwarten Ana zahlreiche Formalitäten. Doch es gibt Probleme, da ihr rumänischer Pass gerade abgelaufen ist und der deutsche nicht akzeptiert wird. Nun ist sie den Mühlen der Bürokratie ausgeliefert, sie muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen, immer wieder legen die Behörden ihr Steine in den Weg. Während die Familie plant, wie die Renovierung des Rumänischen Hauses vonstatten gehen soll, träumt Ana von dem Gemälde, das ihrem Vater so viel bedeutet hat ....

Es hat mir viel Lesefreude bereitet, die Ich-Erzählerin Ana, die auch nach zwei Jahren immer noch sehr unter dem Tod ihres Vaters leidet, auf ihrer Reise zu Nicus Wurzeln zu begleiten. Sie wird liebevoll von der Familie aufgenommen und erfährt Einzelheiten über Nicus Zeit als Widerstandskämpfer, seine Inhaftierung, die Flucht nach Deutschland und die Umstände, die zu seinem Tod geführt haben. Intensiv blicken wir in Anas Gedanken- und Gefühlswelt. Sie erinnert sich nicht nur an zahlreiche Begebenheiten während ihrer Ferienaufenthalte mit dem Vater in Rumänien, sie denkt auch daran, dass sie zu spät kam, als es ihm schlecht ging, und quält sich mit Schuldgefühlen.

Das anspruchsvolle Buch ist in sehr schöner Sprache geschrieben, es hat mich gefesselt und berührt. Die Figuren sind so authentisch und liebevoll gezeichnet, dass ich sie mir gut vorstellen konnte. Eindrücklich beschreibt die Autorin die heutige und damalige Politik in Rumänien, Demonstrationen und Aufstände. Ich fand es sehr interessant, viel über die Lebensumstände der Rumänen zu erfahren, ihre familiären und religiösen Traditionen und Rituale. Sehr gut gefallen hat mir auch der Blick zurück auf Nicus Leben in Deutschland, wo es ihm schwer gemacht wurde, beruflich Fuß zu fassen. Seine lebenslange und tiefe Verbundenheit mit der Heimat hat mich sehr berührt.

Ich habe die mitreißend erzählte Geschichte sehr gern gelesen. Leseempfehlung!