Raue Sitten, raue See

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Schon Erik der Rote ist über die Wellen nach Island gereist. Bereits seit der Hochphase der Wikinger lebt die Insel im hohen Norden von der hoffnungsvollen Seefahrt und kräftezehrenden Fischerei. Wen verwundert es da, wenn Stéfan Máni mit 'Das Schiff' ein für seine Heimat bis heute typisches Themenfeld aufgreift? . Wer sich bereits ein wenig mit isländischer Literatur auseinander gesetzt hat, wird auch in dieser Leseprobe diverse Hinweise auf bewusst gestreute sozialkritische Ansätze erkennen. Die Strukturanpassungen innerhalb Islands bedeutendstem Wirtschaftszweig - der Fischindustrie - stehen ebenso im Fokus wie Spielzucht, Alkohol- und Drogenkonsum. Der kleine Inselstaat hat bei exakt diesen Konfliktfeldern leider traurige Bekanntheit erlangt. . Mánis Schreibstil fällt durch seine Nüchternheit und Dialogstärke auf. Es steht glasklar geschrieben, dass die Zeilen aus der Feder eines Mannes stammen, der die recht derben Verhaltensweisen der Crew eines Fisch-Trawlers ins Zentrum rückt. Raue Sitten, raue See. . Der Leser erhält leise eine Ahnung davon, was nach dem Auslaufen des Trawlers Richtung Lateinamerika folgen könnte: Männer mit Zukunftsängsten, Männer mit Schicksalsschlägen und Männer mit Geheimnissen - für zwei Wochen zusammen gepfercht auf einem Hochseeschiff. . Anders als viele bisher erschienene Island-Krimis mit der Hauptstadt Reykjavik als Dreh- und Angelpunkt, könnte Máni es schaffen, sich gleichzeitig von der Konkurrenz abzugrenzen und doch auf der Welle der überaus erfolgreichen 'Skandinavien-Schwemme' mitzuschwimmen. Von Herzen viel Erfolg - DAS ist in jedem Fall ein Buch für mich!