Vergangenheit und Manipulation

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abschuetze Avatar

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Cloe musste als 12jährige erfahren, dass ihr Vater als Serienmöderverhaftet wurde. Die Leichen waren zwar nie aufgetaucht, allerding fand Cloe im Kleiderschrank ihrer Eltern Beweisstücke für seine Schuld. Für sie und ihre Familie brach eine Welt zusammen.
Zwanzig Jahre später ist Chloe promovierte Psychologin. Als plötzlich eine ihrer Patientinnen verschwindet, ahnt sie, dass jemand die Taten ihres Vaters imitiert und den 20. Jahrestag der Morde auf seine Weise begehen will.

Oder ist der wahre Täter noch immer auf freiem Fuß?

Meine Meinung

Diese Frage stellt sich Cloe nicht. Für sie steht fest, es muss einen Nachahmer geben. Durch Manipulation und ihrer nicht aufgearbeiteten Vergangenheit verstrickt sie sich in haltlosen Verdächtigungen und zerstört damit nicht nur ihr eigenes Leben.

Ich weiß, ich habe etwas vorgegriffen, aber genau ist das, was das Buch ausmacht.
Stacy Willingham hat hervorragend verstanden, diese psychische Beeinflussung dem Leser nahezubringen. Obwohl dem Leser bereits zu Anfang klar war, wer für diese Morde verantwortlich zeichnete, tauchen immer und immer wieder neue Verdächtige und gut ausgeklügelte Verdachtsmomente auf. Ferner nimmt Cloe den Leser ständig mit in die Vergangenheit, in der sie die Schuld ihres Vaters untermauerte.
Es ist einfach spannend, in die Psyche dieser jungen Frau einzutauchen. und glaubt mir, ich hätte sie ein manches Mal schütteln mögen. Immerhin ist sie selbst Psychologin.

Die Charaktere waren hervorragend ausgearbeitet und für mich sehr authentisch, auch wenn Cloes Handeln nicht immer nachvollziehbar war. Aber sie hatte ihr Kindheitstrauma nicht aufgearbeitet.

Wer nicht unbedingt auf Verbrecherjagd gehen, sondern sich eher mit den Charakteren eines Psychothrillers auseinandersetzen will ... dem kann ich "Das Siebte Mädchen" wärmstens empfehlen.

Warum ich dann nur vier Sterne vergeben habe?
Mich hat es einfach gestört, dass Cloes Erinnerungen nicht immer sofort als solche erkennbar waren. Stacy Willingham schreibt Gegenwart - Vergangenheit - Gegenwart ohne Absatz. Sie gingen nahtlos ineinander über. Deshalb habe ich oftmals verpasst, wann es in der Gegenwart weiterging.

Das sollte allerdings eurer Entscheidung, das Buch zu lesen, keinen Abbruch tun.