Das späte....Schuldgefühle und Homosexualität im 1. Weltkrieg

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**Kurzinhalt**

Der 21 jährige Tristan Sadler fährt nach dem 1. Weltkrieg mit dem Zug nach Norwich, um sich dort mit Marian, der Schwester seines im Krieg gefallenen Freundes Will zu treffen. Im Gepäck hat er alte Briefe seines Kameraden und (scheinbar) ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle, die ihn sehr belasten. Auf der Zugfahrt kommt er mit einer alten Dame ins Gespräch, die ihm mehrere Morde gesteht. Dazu muss man allerdings wissen, dass es sich bei der Dame um eine Autorin handelt und die Mordgeständnisse wahrscheinlich nur ihrer Fantasie entsprechen. In Norwich angekommen, muss er in einer kleinen Pension auf sein Zimmer warten, da es einen homoerotischen Zwischenfall gegeben hat...

**Meinung**

John Boyne legt nach den Bestsellern "Der junge mit dem gestreiften Schlafanzug" und "Das Haus zur besonderen Verfügung" wieder einen interessanten Roman vor, der sich mit dem Thema Schuld, Homosexualität und die Verarbeitung von Kriegserlebnissen beschäftigt. Zudem garniert er die Story noch mit allerlei skurrilen Personen und ihren düsteren Obsessionen. Auch der Zwischenfall in der Pension lässt viel Spielraum für Interpretation und Fantasie offen. Die LP kommt zwar auf den ersten Blick etwas verwirrend daher, aber dennoch scheint mir gerade der Reiz der Geschichte daran zu liegen, dass der Autor einen langsamen Spannungsbogen um seinen Hauptprotagonisten und sein behütetes Geheimnis mit sehr viel Einfühlungsvermögen aufbaut. Sicherlich ist das an manchen Stellen etwas zu langatmig und detailliert geraten, aber wenn man sich auf diese Schreibweise erst einmal eingelassen hat, dann ist sie durchaus interessant und vielversprechend.

4 Sterne