Erschütternde Erinnerungen

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theresia626 Avatar

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Tristan Sadler begegnet auf seiner Zugfahrt von London nach Norwich einer etwas schrulligen, ihm von einem literarischen Mittagessen bekannten Krimiautorin. Mord ist ihre große Leidenschaft, hatte sie doch vor Monaten einen Vortrag über nicht nachweisbare Gifte gehalten. Von Tristans Arbeitgeber, Mr. Pynton bei Whisby Press ist sie hingegen nicht begeistert. »Ein abscheulicher kleiner Kerl. Mit schrecklichem Mundgeruch. Ich frage mich, wie Sie ihn ertragen können.“ Tristans Reise nach Norwich hat einen wichtigen Grund. Er hat in einer Pension schriftlich ein Zimmer bestellt und weil dieses noch nicht zur Verfügung steht, geht er erst einmal in einen Pub. „Ich habe über die Jahre so viele Stunden in Pubs verbracht, über wacklige, bierverschmierte Tische gebeugt… „ Nach einem kurzen Plausch mit einem Tischnachbarn ist die Leseprobe zu Ende. Laut Klappentext trifft sich Tristan mit Marian Bancroft, der Schwester seines toten Kameraden Will. Er hat Briefe im Gepäck und seine Erinnerungen. Die schrecklichste Wahrheit jedoch verschweigt er ihr.

Der 1. Weltkrieg steht für unermeßliches, unvorstellbares Leid der Soldaten. Tristan scheint körperlich unversehrt, doch wie sieht es mit seiner Psyche aus? Da der Roman „Das späte Geständnis ….“ heißt, wäre es denkbar, daß er erst zu seinem Lebensabend hin in der Lage ist, seine schrecklichsten Erinnerungen zu verarbeiten und diese vielleicht als Buch herauszubringen. Schreiben tut er jetzt schon gern und besitzt die Gabe Worte aufs Papier zu bringen, außerdem arbeitet er in einem Verlag. Gehört die „mordende“ Krimiautorin zur Familie Bancroft oder war die Begegnung nur zufällig? Ihr Zuhause scheint auch in Norwich zu sein. Wer ist Sergeant Clayton und weshalb fürchtet sich Tristan vor einer Begegnung mit ihm? Hat Tristan seinen Kameraden ermordet oder versehentlich getötet?

Mir hat die Leseprobe ausgesprochen gut gefallen. Seit der Vorankündigung auf vorablesen freue ich mich auf diesen Roman. Den Leser erwartet hier ein ganz fantastisches Buch, davon bin ich überzeugt. Mir hat „Der Junge im gestreiften Pyjama“ sehr gefallen. Auch hier hatte man anfangs leichte Schwierigkeiten in den Roman einzutauchen. Das ist auch bei der vorliegenden Leseprobe der Fall. John Boyne führt den Leser mit leisen Schritten an die Geschichte heran, holt bei Nebensächlichkeiten relativ weit aus oder sie erscheinen einem anfangs nur als solche, gibt noch nicht allzuviel von seinem Protagonisten und dessen Vergangenheit preis. Boyne ist ein hervorragender Geschichtenerzähler und hat nicht umsonst viele Preise für seine Bücher erhalten.

Tristan sinniert: „Ich könnte mich betrinken und ausfällig werden……Dann bliebe mir das alles erspart.“ Er wird es nicht tun. Ich interessiere mich sehr für seine Erlebnisse und die seines toten Kameraden Will. Ich würde gerne vorab weiterlesen.