Der Krieg stumpft ab

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mammutkeks Avatar

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Tristan Sadler ist einer von vierzig jungen Männern, die im Jahr 1916 eingezogen werden, bzw. sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet haben. Ihre Grundausbildung findet in wenigen Wochen in Aldershot statt - Drill, schlechtes Essen, wenig Freizeit und noch weniger Freiheit kennzeichnen diese Phase. Als sie endlich ihre Uniformen erhalten, beginnt auch schon ihr Kriegseinsatz - in den Schützengräben Frankreichs werden die jungen Engländer gegen ebenso junge Deutsche zum Kampf gebracht.

Die Hauptfigur von John Boynes Roman, Tristan Sadler, ist von seiner Vaterlandspflicht völlig erfüllt, muss aber schnell bemerken, dass im Krieg die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt. Auch mit seinem Freund Will Bancroft kann er sich darüber nicht austauschen, wird dieser doch im Verlaufe der Handlung zu einem "Absolutisten", einem Vollverweigerer.

Was die jungen Männer im Ersten Weltkrieg erleben, wird in Rückblenden von Tristan in Ich-Form erzählt. Er reist zunächst etwa 10 Monate nach Kriegsende nach Norwich, um dort die Schwester Will Bancrofts, Marian, aufzusuchen - und ihr ihre Briefe an den Bruder zu übergeben. Doch quält ihn nicht nur das hier Aufgeschriebene, sondern auch seine eigene Schuld - die er im titelgebenden "späten Geständnis" dann auch bekennt.

Vorher jedoch werden die politisch relevanten Themen der Zeit abgehandelt. Neben dem Krieg, der Kriegsdienstverweigerung oder der Vaterlandstreue sind dies vor allem das Frauenwahlrecht und die Homosexualität. Leider hat sich Boyne damit zu viel vorgenommen - alle Themen verbleiben in Parolen, in Lippenbekenntnissen, ohne Stellung zu beziehen.

Auch sprachlich ist dieser Roman des Schriftstellers, der mich mit "Der Junge im gestreiften Pyjama" oder "Das Haus zur besonderen Verwendung" überzeugen konnte, nicht wirklich gelungen. Die Dialoge wirken äußerst hölzern, teilweise langweilig. Die Personen bleiben blass und Sympathie kommt nie auf. Ich hatte mir deutlich mehr versprochen.