Ein künstlerisches Kleinod

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Rébecca Dautremer hat mit dem großformatigen, fast quadratischen Werk "Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough" kein klassisches Bilderbuch vorgelegt. Es ist vielmehr ein sehr poetisches, ja philosophisches Buch für Erwachsene und Kinder, das die Frage nach dem Sinn des Lebens berührt.

Wenn man an ein historisches "Stundenbuch" denkt, eigentlich ein Andachtsbuch für das Stundengebet, hat man schnell ein aufwändig gestaltetes und geschmücktes Buchkunstwerk vor Augen.
Das innere Bild ist stimmig: Liebevoll, reich an Details, Figuren und kleinen Geschichten, betörend schön gestaltet ist auch dieses große Bilderbuch aus der Feder der Französin Rébecca Dautremer.

Erzählt wird die Lebensgeschichte des zarten, verträumten Kaninchenjungen Jacominus Gainsborough von seiner Geburt bis zu seinem Dasein als Großvater und seinem sanften, friedlichen Tod. Schon in früher Jugend verletzt sich der kleine Jacominus bei einem Sturz schwer und muss seitdem an einer Krücke durchs Leben hoppeln. Sein Leben verläuft deshalb vielleicht in einem langsameren Tempo. Das lässt Raum und Muße zu philosophischen Gedanken und heimlicher Liebe zur kleinen Sweety. Außerdem ist er sprachbegabt, spricht selbst so seltene Sprachen wie Vietnamesisch und Kabylisch, wer kann das schon?

Jacominus Lebensweg wird begleitet durch eine Vielzahl an Freunden, die ihn emotional tragen. Er lebt ein erfülltes Leben, voller Höhen und auch Tiefen, Abenteuern, Glücksmomenten, aber auch Momenten der Sorge und Trauer. Wie das Leben eben so ist…

Auf den großen Doppelseiten kann man in das Gewimmel von Jacominus Leben eintauchen, so fantasievoll, versponnen und bunt. Andere Seiten zeigen Ausschnitte aus Jacominus Leben wie eine Bildergalerie, in der man einfach gern in die Bilder einsteigen möchte. Die kurzen Sätze dazu geben einem die Inspiration mit auf den Weg.

Sämtliche Protagonisten sind aufrecht gehende, menschenähnliche Tiere, die jenseits von jedem Kitsch, sondern sehr künstlerisch gestaltet sind.
Ein leiser, angenehmer Erzählton begleitet die Bilder. Es macht Freude, die Bilder zu betrachten und feinste Details zu entdecken. Gleichzeitig ist die Geschichte auch emotional sehr berührend. Manches Bild würde ich mir gern als Druck an die Wand hängen.

Kleine Kinder werden gewiss die Begleitung des vorlesenden und erzählenden Erwachsenen brauchen. Der Erwachsene selber wird die Tiefe der Geschichte noch ganz anders aufnehmen, als es einem Kind möglich ist.

Ein künstlerisches Kleinod.