Aufwühlend

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strohhaken Avatar

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Dieses Buch ist nichts für gemütliche Stunden auf dem Sofa!

Lilly Bernstein erzählt in ihrem historischen Roman die Geschichte von drei jungen Frauen, die seit der Kindheit eng miteinander befreundet sind. Man meint, dass zwischen Elli, Margot und Käthe kein Blatt dazwischen passt. Elli und Käthe leben in ärmlichen Verhältnissen nähe Monschau in der Eifel. Margot kommt aus einer gut situierten jüdischen Familie. An den Wochenenden und in den Ferien verbringt Margot ihre Zeit mit den Freundinnen. Ab 1938 werden die Zeiten immer schwieriger und unterschiedlicher hätte das Leben für die drei Freundinnen nicht verlaufen können. Käthe orientiert sich an den Nationalsozialisten und tritt der NS Frauenschaft bei. “Sich verpuppen und abwarten, bis die Zeit wieder besser wird.” Das würde Margot gerne tun. Sie und ihre Familie verlieren alles und müssen in Aachen in ein Judenhaus ziehen. Elli ist gehbehindert und voller Selbstzweifel ob ihrer körperlichen Unzulänglichkeiten. Elli, die bisher kein Selbstvertrauen hatte, stemmt sich gegen die Ungerechtigkeiten und versucht zu helfen.

Lilly Bernstein ist es gelungen, die Dunkelheit der damaligen Zeit und auch einige Lichtblicke einzufangen. Ich fand es beeindruckend wie die Not, die gegensätzliche Entwicklung der Freundinnen, das Misstrauen dargestellt werden. Wem kann man noch vertrauen? Gilt immer noch die Losung der Freundinnen? ”Eine für alle und alle für eine.”
Es war wunderbar, Elli als Hauptcharakter in ihrer Entwicklung zu begleiten. Vom unnützen Mädchen zur selbstbewussten, selbstlosen und mutigen Frau. Ein liebenswerter Mensch mit einem großen Herzen.

Detailreich wird die Eifel, das Perlenbachtal, die Rur oder auch der blau schillernde Feuerfalter beschrieben. Das kleine Backes mit der Klöntür, dem Hoal und dem Alkoven hatte ich bildlich vor meinen Augen. Es war teilweise eine Freude in der Geschichte zu versinken. Andererseits war es so beklemmend und bedrückend, dass ich das Buch beiseite legen musste. Dieses Buch ist etwas ganz besonderes.

Mein Fazit: Dieses Buch klingt lange nach. Es ist keine leichte Kost und gerade deshalb eine unbedingte Leseempfehlung für Menschen, die gerne historische Romane lesen.