In einem Eifeldorf bei Monschau kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges

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Sturmmädchen von Lilly Bernstein ist mein erstes Buch der Autorin. Es hat mich so begeistert, dass ich unbedingt auch ihre anderen Bücher lesen möchte.
1938 in einem fiktiven Eifeldorf in der Nähe von Monschau: Elli lebt mit ihrer Mutter Alma auf dem Bauernhof der Familie Janssen in einem sogenannten Backes, einem ehemaligen Backhaus. Alma ist Hebamme und in der Kräuterkunde sehr bewandert, die Dorfbewohner fragen sie bei allerlei Wehwehchen nach Rat.
In der Dorfgemeinschaft wird auf Elli hinabgeschaut, da ihr rechtes Bein kürzer als das linke ist und sie deswegen hinkt. Die abschätzige Meinung der anderen führt dazu, dass Elli selbst auch keine hohe Meinung von sich hat „Ich bin das Hinkemädchen, zu nichts zu gebrauchen.“
Nur Margot und Käthe halten zu Elli, die drei verbringen viel Zeit miteinander, unter anderem beim Baden am Perlenbach. Die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte naht, es ist der Vorabend des 2. Weltkriegs, die Nazis ergreifen die Macht, von den drei Freundinnen wird nur Käthe zur überzeugten Nationalsozialistin, Margot, die Jüdin, und Elli, das Hinkemädchen, werden von den Nazis geächtet. Durch Käthes Fürsprache bekommt Elli eine Anstellung bei der Gemeindeschwester in Monschau. Dort arbeitet sie jedoch nur solange, bis ihr aufgeht, was mit den geistig und körperlich beeinträchtigten Menschen passiert, die zur Untersuchung bestellt werden.
Es dauert auch lange, bis Elli merkt, dass sich das Schicksal von Margots Familie gewandelt hat. Ihr Geschäft wird arisiert, sie werden in einem sogenannten Judenhaus in Aachen untergebracht.
Auch die Aktivitäten ihrer Mutter gemeinsam mit Ordensschwester Getrud bleiben Elli lange verborgen. Sie ist über eine lange Zeit hinweg sehr naiv, erst nachdem sie von Nazis fast totgeschlagen wird, erkennt sie die Gefahr, die ihrer Freundin droht. Sie tut alles in ihrer Macht Stehende, um Margot und ihre Familie zu retten, und das sogar unter Einsatz ihres Lebens.
„Er denkt, er kann eine Nazi-Uniform tragen, ohne ein Nazi zu sein. Ich teile diese Ansicht nicht.“ Diese Entscheidung von Elli konnte ich nicht nachvollziehen und war froh, als sich herausgestellt hatte, dass die Uniform die Ansichten des jungen Mannes in der Tat nicht widerspiegelt hatte.
Sehr gefallen hat mir die Entwicklung von Bauer Janssen und Käthe und das Wirken des Pfarrers und der Ordensschwester. Allzu oft standen die Vertreter der katholischen Kirche auf der Seite der Nazis, Pfarrer Freising und Schwester Getrud jedoch haben viel riskiert, um jüdische Familien zu retten.
Lilly Bernstein hat einen wunderbaren, sehr emotionalen historischen Roman geschrieben, der alles andere als eine leichte Kost ist. Ich bin ein eher rationaler Mensch und habe trotzdem beim Lesen ein paar Tränen vergossen. Der Schreibstil ist mitreißend und fesselnd. Einige Aspekte im Buch haben mich an „Die Nachtigall“ von Kirstin Hannah erinnert, ein Buch, das ich genauso geliebt habe. Ich empfehle den Roman allen, die gern historische Romane und Liebesromane lesen. Denn so viel sei verraten: Die Liebe zieht in Ellis Leben ein. Über eine Fortsetzung von Ellis Geschichte würde ich mich sehr freuen.