Sturmmädchen - emotional und schockierend zu gleich

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meinekleinebüchersucht68 Avatar

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Nach den Romanveröffentlichungen „Trümmermädchen“ und „Findelmädchen“ hat Lilly Bernstein nun ihr neustes Werk „Sturmmädchen“, dass im Februar 2024 im Ullstein Verlag erschienen ist, vorgelegt. Leider muss ich gestehen, dass ich zwar von der Autorin und ihren Büchern schon gehört, aber bisher noch nicht gelesen habe. Dies sollte sich nachdem ich den Klapptext inkl. der dazugehörigen Leseprobe gelesen hatte, ändern. Meine Neugierde war mehr als nur geweckt worden.

Auf Anhieb gefiel mir der flüssige und leichte Schreibstil und so tauchte ich bereits nach der ersten Seite in die Geschichte, um Elli und ihren zwei Freundinnen ein und ab. Währen des Lesens merkt ich, wie mich dieses Buch immer mehr und mehr in seinen Bann zog und ich es kaum noch aus den Händen legen konnte. Zu jedem Zeitpunkt musste ich wissen, wie es mit den drei jungen Frauen weitergehen wird. Aber nicht nur der bildhafte Erzählstil trug dazu bei, dass diese Reise zu einem bewegten Leseereignis wurde, sondern auch die dargestellten Charaktere. Lilly Bernstein hat nicht nur authentische und lebensnahe Figuren erschaffen, nein, sie hat ihnen regelrecht Leben eingehaucht. Man hätte meinen können, dass sie die Personen persönlich kannte, aber leider sind sie fiktiver Natur. Hinzu kommt noch die brillant eingefangene Kulisse, die wirklich nicht besser hätte sein können. Für mich war es das beste Kopfkino, dass ich je hatte.

Die Geschichte handelt von drei jungen Mädchen, die eine wunderbare Freundschaft pflegen. Elli, Käthe und Margot sind fast unzertrennlich und unternehmen viel. Bei einem ihrer Badeausflüge treffen sie auf eine Gruppe Halbstarker, die der Hitler-Jugend angehörten. Dieses Aufeinandertreffen geht zwar glimpflich von statten, aber es hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Die politische Situation spitzt sich immer weiter zu. Für die junge Jüdin Margot geht es bald um Leben und Tod. Die Judenverfolgung nimmt drastisch zu. Geschäfte werden geplündert und Synagogen brennen. Während Elli sich um Margot sorgt, hat Käthe das Lager gewechselt. Sie ist jetzt Mitglied der NAT. SOZ. Frauenschaft. Können sie ihren damaligen Freundschaftseid aufrechterhalten und sich aufeinander verlassen? Oder zerbricht ihre Freundschaft an der politischen Lage? Eine emotionale und sehr bewegende Reise beginnt.

Sturmmädchen ist zwar eine fiktive Geschichte, die aber auf einen wahren Hintergrund basiert. Lilly Bernstein hat, dank zahlreicher Recherchen und sammeln von Fakten und Informationen, ihrem „Sturmmädchen“, die nötige Authentizität verliehen. Sie schildert die damalige Zeit, der Judenverfolgung und deren Schikanen so deutlich und schonungslos, dass bei mir alle möglichen Emotionen hochkamen. Vom blanken Entsetzen, über Wut bis hin zur Trauer war alles dabei. Aber nicht nur das, ich freute mich über den Mut von den Menschen, die sich über das Regime hinwegsetzen und anderen aus ihrer Not halfen. Besonders gut hat mir Ellis Entwicklung, von dem einst wohl behüteten Mädchen bis zur starken Frau, sehr gut gefallen. Aber auch bei den anderen Charakteren hat die Autorin ein sehr gutes Händchen bewiesen. Nichts wirkt unlogisch oder überhastet, nein, die Entwicklung jedes Einzelnen ist brillant durchdacht und umgesetzt worden. Kompliment an Lilly Bernstein.

Wieder einmal führt uns dieser Roman vor Augen, welche Gräueltaten der zweite Weltkrieg mit sich brachte. Ich kann, nein, ich will dieses Buch unbedingt weiterempfehlen, weil er eine Geschichte in sich trägt, die sich auf keiner Weise wiederholen darf.