Anders als erwartet – Definitiv kein Thriller

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rahel.katharina Avatar

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3 1/2 Sterne

„Das U-Boot“ klang für mich sehr vielversprechend. Sowohl das Cover als auch der Klappentext haben mich sofort angesprochen. Bisher mein erstes Buch von Hans Leister.

Inhalt
Wir lernen Leah kennen, eine israelische Marinesoldatin, die es schafft, Mitglied einer reinen Frauen Crew eines U-Bootes zu werden. Auf einer Fahrt ereignet sich ein gewaltiges Ereignis, Instrumente spielen verrückt, der Kontakt zur Außenwelt bricht ab, Häfen und Städte werden zerstört. Eine Katastrophe ist im Gange und es scheint nur wenige bis gar keine Überlebende zu geben.

Meine Meinung
Vorneweg möchte ich sagen, dass ich die Idee des Buches wirklich mega finde und das mir der Schreibstil von Hans Leister sehr gefällt. Man fliegt nur so durch die Seiten. Auch die Beschreibungen des U-Bootes und das Leben auf engstem Raum während einer mehrwöchigen Fahrt fand ich äußerst gelungen. Man konnte sich richtig vorstellen, wie es auf einem U-Boot zugeht und fühlt sich beinahe, als ob man selbst dabei wäre.
Toll finde ich außerdem noch, dass sein anderes Buch „Der Tunnel“ die gleiche Katastrophe aus einem anderen Blickwinkel betrachtet und die beiden Bücher am Ende zusammenführen. Ich selbst habe das Buch noch nicht gelesen, hätte aber wirklich Lust dazu.
Das Buch wird hauptsächlich aus zwei Perspektiven geschrieben (im hinteren Teil des Buches kommen auch nochmal andere Perspektiven dazu).
Da wäre zum einen Tarik, ein arabischer Mann, der zusammen mit seiner Tochter das Unglück überlebt. Es stellt sich heraus, dass seine Tochter wichtige Informationen hat und beide an einer Mission eines israelischen U-Bootes teilnehmen, in dem Leah dient.
Leah ist die zweite Hauptperson des Buches. Sie lernen wir ein ganzes Stück besser kennen als Tarik. Das Buch startet gemächlich einige Zeit vor der Katastrophe, die auch im Klappentext beschrieben ist. Wir begleiten Leah bei ihrem Dienst und bekommen mit, wie sie ausgewählt wird, an einem streng geheimen Programm der israelischen Marine teilzunehmen. Sie wollen eine U-Boot Crew aus rein weiblichen Mitgliedern zusammenstellen. Leah hat mir als Person sehr gut gefallen. Man kann sich in sie hineinversetzen und man sieht im Verlauf des Buches auch eine Entwicklung bei ihr. Gerade, wenn es nachher hart auf hart kommt und sie eine wirklich wichtige Rolle übernimmt, wächst sie über sich hinaus und dass trotz privater Schwierigkeiten.
Doch warum habe ich jetzt nur 3 ½ Sterne gegeben?
Es gibt da ein paar Punkte, die mir leider negativ aufgefallen sind:
Erster Punkt: Das Buch ist für mich kein Thriller. Ich persönlich würde das Buch als Dystopie einordnen. Für einen Thriller erwarte ich mehr. Vor allem mehr Spannung. Gerade am Anfang dümpelt die Geschichte ein wenig vor sich hin, bis es zu der großen Katastrophe kommt, für die der Klappentext wirbt. Der Schreibstil hat es mir leicht gemacht, bis dorthin zu lesen. Ich kann aber durchaus nachvollziehen, wenn das jemanden zu lange dauert und man das Interesse an dem Buch verliert. Und selbst als die Katastrophe eintritt, flacht der Spannungsbogen leider zu schnell wieder ab. Ich hätte mit mehr Ängsten, Sorgen und Zweifel der beteiligten Personen gerechnet und vor allem mit mehr Spannung.
Dadurch das Thriller auf dem Buch steht und der Klappentext von einer „klaustrophobischen Odyssee“ spricht, hatte ich einfach etwas anderes erwartet und dadurch und die fehlende Spannung habe ich einen Stern abgezogen. Der letzte halbe Stern musste ich auf den letzten 50 Seiten noch abziehen. Wir erleben plötzlich zwei Zeitsprünge. Der erste war noch ganz okay, auch wenn ich mich darüber schon etwas geärgert habe. Ich hätte gerne noch mehr erfahren, was direkt nach der unmittelbaren Katastrophe geschieht. Stattdessen springen wir einige Jahre weiter. Wir erfahren ein wenig darüber, was sich in der Zwischenzeit ereignet hat. Dennoch hätte ich gerne Leahs Geschichte stärker ausgebaut gehabt und auch die anderen Soldatinnen der U-Boot Crew gerne wiedergesehen. Wir erfahren eigentlich nichts darüber, was aus ihnen in der Zwischenzeit geworden ist. Das fand ich sehr Schade, wo wir doch genau die Crew bisher das ganze Buch über um uns herum hatten und zwei, drei von ihnen auch etwas näher kennenlernen durften. Noch mehr hat mich allerdings dann der zweite Zeitsprung gestört, der quasi eine komplett neue Geschichte eröffnet. Für mich hätte es das nicht gebraucht. Viel lieber hätte ich mehr über das Leben meiner Protagonisten erfahren. Von Tarik und seiner Tochter beispielsweise hören wir gegen Ende gar nichts mehr. Wie kommen sie mit der ganzen Situation zurecht? Man weiß es nicht und wird im Dunkeln gelassen. Das fand ich alles ziemlich Schade, was dem Leseerlebnis zum Ende hin einen weiteren Dämpfer verpasst hat.

Fazit:
Zum Ende hin kann ich sagen, dass das Buch sehr gut recherchiert scheint. Das U-Boot, das Leben an Bord, die Aufgaben der Besatzung sind wirklich sehr gut und verständlich beschrieben. Man fühlt sich, als ob man wirklich dabei wäre. Für U-Boot Fans also definitiv einen genaueren Blick Wert.
Thriller Fans werden meiner Meinung nach allerdings nicht auf ihre Kosten kommen. Das Buch ist für mich kein Thriller, sondern eine Dystopie, die noch dazu eine eher gemächlichere Erzählweise an den Tag legt und viel über die Zeit vor der eigentlichen Katastrophe berichtet.
Aber da mir die Idee und auch der Schreibstil durchaus sehr gut gefallen haben, hab ich auch vor das andere Buch „Der Tunnel“ von Hans Leister zu lesen und bin schon sehr gespannt darauf.