Dystopie mit Realitätsbezug

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Ein außergewöhnliches Buch, nicht nur vom Inhalt her, denn es überrascht zunächst mit einem schönen Farbschnitt. Das sieht richtig gut aus!
Nun zur Handlung: Die beiden Hauptprotagonisten in diesem Buch kennen einander zunächst nicht. Da ist auf der einen Seite die junge Israelin Leah, die als Soldatin ihren Dienst auf einem U-Boot leistet, und auf der anderen Seite der Araber Tarik, der im Gazastreifen lebt und einen geheimen Tunnel für die Hamas baut. Beide Schicksale kreuzen sich, nachdem sich eine immense Katastrophe ereignet, deren Ursprung unbekannt ist, die aber sehr bedrohliche Auswirkungen hat.
Ab ungefähr der Mitte des Buches wird es richtig spannend, da konnte ich das Buch kaum noch weglegen. Man möchte unbedingt wissen, was passiert ist und wie es weitergeht. Ein tosender Lärm unter Wasser, Abbruch des Funkkontakts, herumschwimmende Container - das sind nur ein paar Beispiele, die die Spannungskurve hochschnellen lassen. Die Auflösung des Geschehens ist zwar dystopisch, hat aber für mich durchaus einen ernsten Realitätsbezug, der immer wieder im Hintergrund deutlich wird.
Man merkt, dass der Autor intensive Recherchen betrieben hat, besonders was die Leistungsfähigkeit und die Technik moderner U-Boote angeht. Alles wird lesertauglich gut erklärt, was leider bisweilen langatmig erscheint. Aber auch in anderen Bereichen habe ich Einblicke gewonnen, die mir zuvor fremd waren, z.B. der Alltag einer Marinesoldatin.
Einige existentielle Gedanken des Buches haben mich sehr nachdenklich gestimmt, wenn es zum Beispiel um das Miteinander von Mensch und Tier geht oder um den rücksichtslosen Umgang des Homo Sapiens mit seiner Umwelt. Das hat mich sehr angesprochen.
Was mir nicht so gut gefallen hat, ist die lange Vorgeschichte, bevor endlich die bereits im Klappentext angekündigte Katastrophe passiert. Da wird ausführlich beschrieben, wie Leah ihren Freund kennenlernt oder wie ein Übungsmanöver mit dem U-Boot abläuft, wie Tariks Sohn sich politisch engagiert oder seine Frau ärztlich behandelt wird, während der Leser wartet, dass endlich das Desaster passiert.
Alles in allem ein empfehlenswertes Buch, das mich in weiten Teilen positiv überrascht hat.