Ich bin ein klein wenig enttäuscht

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heather_h Avatar

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*INHALT*
Erzählt wird hier Almas Lebengeschichte; sie wird im Januar 1800 geboren, wächst als Tochter wohlhabender Eltern auf und wird schon sehr früh gefördert und gefordert. Voller Freude stürzt sie sich in diese geistige Welt, lernt Sprachen und beschäftigt sich - wie ihr Vater - ausgiebig mit der Natur und Pflanzen.
In jungen Jahren bekommt sie eine Adoptivschwester; Prudence. Sie scheint das genaue Gegenteil von Alma zu sein und so finden die beiden auch nie wirklich einen Draht zueinander.
Alma ist sich der Tatsache wohl bewusst, dass sie keine Schönheit ist. Im Gegenteil. Und so gibt sie, nachdem ihre Jugendliebe George geheiratet hat, die Hoffnung auf eine leidenschaftliche Liebe auf und beschäftigt sich mit Pflanzen, genauer gesagt mit Moosen.
Obwohl sie noch im Alter von über 50 Jahren heiratet, bleibt ihr die intime Liebe verwehrt, und sie findet ihren Trost in der Botanik.

*MEINE MEINUNG*
Elizabeth Gilbert schreibt wunderschön. Es gab immer wieder Passagen, die mich einfach nur verzaubert haben, und Formulierungen, die mich sprachlos zurück gelassen haben. Eine davon ist:
"Wie es ihr Vater zu solchem Wohlstand gebracht hatte, ist hingegen eine erzählenswerrte Geschichte, der wir uns widmen wollen, während wir darauf warten, dass das Mädchen heranwächst und wieder interessant für uns wird." (S.15)

Auch Alma ist eine faszinierende Person - sie ist keine typische Protagonistin, aber auch kein typischer Antiheld; es macht aber Spaß, sie zu begleiten und ich hatte viel Freude dabei, ihre Entwicklung zu beobachten. Die anderen Figuren sind zum Teil leider eher stereotyp; gerade ihre Schwester Prudence und ihre Freundin Retta wirkten auf mich wenig individuell und machten den Eindruck, dass sie Alma nur deswegen zur Seite gestellt wurden, um ihren Charakter zu verdeutlichen. Sie wirken, als tauchen in der Geschichte auf, weil sie eine Funktion erfüllen, und nicht, weil die Geschichte es so hergibt. Auch die Art und Weise, wie andere Figuren in ihrem Leben auftauchen, wirkt oft sehr abrupt und ein wenig "erzwungen".

Auf Grund des Covers und des Titels hatte ich mir ein wenig mehr Liebesgeschichte gewünscht; sie kommt hier eindeutig zu kurz. Almas Liebe wird erst nicht erwidert, dann missverstanden und nicht erfüllt. Man könnte höchstens von ihrer Liebe zu Moosen sprechen, doch da leitet der Titel fehl.

Vielleicht auch deswegen konnte mich die Geschichte nicht vollends überzeugen - nach ihrem letzten Werk "Eat, Pray, Love" fehlte mir hier irgendwie der Tiefgang. Ich habe mich an einigen Stellen gefragt, was mir diese Geschichte vermitteln möchte. Sie ist interessant und wundervoll geschrieben - doch was macht sie erzählenswert? Was ist das Besondere daran?
Ich konnte diese Fragen nicht zu meiner vollsten Zufriedenheit beantworten, und das nahm mir ein wenig den Spaß an dem Buch.

Fazit:
Es ist eine sehr interessante Geschichte, meisterhaft erzählt; doch mir fehlt das gewisse Etwas, das dieses zu einem absoluten "Wow"-Buch gemacht hätte.